Stefanie Rübensaal: Meide die reale Welt
Eine übergroße Hand haftet einen Aufkleber an eine Hauswand. „Avoid the real world" (meide die reale Welt) prangt an der weißen Klinkerfassade. Passanten schauen irritiert interessiert, als die Hand den Aufkleber abreißt. Und von vorn. Solche Videoinstallationen verbindet die Wahlrostockerin Stefanie Rübensaal mit Grafik, Malerei und Lyrik. Mittlerweile ist sie europaweit gefragt. Seit 2021 gehören ihre Arbeiten zum Landeskunstbesitz.
Eine aufgebockte Tischplatte, darauf ein Laptop mit Boxen, Skizzen und Farbflaschen. Den kargen Raum füllt Stefanie Rübensaal mit ihren Gefühlszuständen. Sie bannt sie in Lyrikstücken, Grafiken und sammelt sie in Fotos. Danach haucht sie ihnen in Videosequenzen bewegtes Dasein ein.
Die Liebe trieb die gebürtige Schweizerin 2019 nach Rostock. Die Liebe ging. Sie blieb. „Es fühlte sich richtig an", sagt sie. In einer ehemaligen Papierfabrik fand Stefanie Rübensaal ihre Ateliergemeinschaft – mit Christoph Knitter und Christoph Chciuk. Und ihre Kreativität einen neuen Hafen.
In dem kleinen Atelier in einem Hinterhof der KTV produziert die Künstlerin Videoinstallationen, die sie an unerwarteten Orten projeziert. Zum Geburtstag des Peter-Weiß-Hauses kleidete sie das Gebäude in metaphorische und melancholische Bildsequenzen. Im Winter bespielt sie die Schaufenster des Kröpeliner Tors. Sie lässt technische Amoebentiere über Hauswände des Rostocker Rathauses und Hinterhöfe krabbeln. „Umso unerwarteter, desto besser", sagt Stefanie Rübensaal.
Ihr Atelier teilt sie sich mit einer Honigschleuder. „Wir haben Bienenstöcke auf dem Dach", sagt sie. Darunter stellen regelmäßig Künstlerinnen und Künstler aus dem Süden aus. Die Ateliergemeinschaft mitten im Kiez ist längst zum Szenetreff avanciert. Ein Freiraum für Kreative und Neugierige.
Die Künstlerin Stefanie Rübensaal
Stefanie Rübensaal, geboren im April 1985 in Zürich, arbeitet als freischaffende Künstlerin in den Bereichen Lyrik, Zeichnen, Malerei, Grafik und Video. Die unterschiedlichen Diszilplinen fließen in ihre abstrakte und collageartige Arbeit mit Video- und Animationstechniken. Darin sucht sie nach einer minimalistisch repetitiven Form, die poetisch surreal wirkt. Ihre Arbeiten zeigt sie im Innenraum als Installationen oder im Außenraum als Projektionen auf Gebäuden und Hauswänden. Stefanie Rübensaal lebte von 2004 bis 2013 in Heidelberg, von 2013 bis 2019 in Hamburg und arbeitet seit Dezember 2019 in Rostock.