11.10.2019

Maria Sewcz: Perspektiven im Folianten

Die Kunstkommission schaut sich im Atelier von Maria Sewcz um.
Rom, Istanbul und Berlin. Maria Sewcz dokumentiert deren Zeit und deren Zivilisation.

Nur Bilder an die Wand hängen? Zu wenig für einen bildenden Künstler. Fotografin Maria Sewcz sammelt ihre Arbeiten aus Rom in einem Folianten. Angelehnt an die alten Bücher, die im Vatikan aufbewahrt werden. Das beeindruckt die Kunstkommission des Landes MV. Den Folianten erwirbt sie nicht, aber eine Fotoauswahl für die Sammlung. Kultur-MV war dabei.

Der Foliant nimmt den gesamten Esstisch ein. Er liegt in einer Berliner Altbauwohnung irgendwo im Wedding. 51 Bilder. Rom aus ungewöhnlichen Perspektiven. Ein Essay über 3.000 Jahre Stadtgeschichte. Während des Blätterns setzt sich eine Geschichte zusammen.   Während ihres Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo im Jahr 2011 ging Maria Sewcz auf Fotopirsch. Meterhohe Säulen. Sonnenbrillen. Deckenmalereien. Eine Frau im Linienbus. Ihre Fotos wirken wie Schnappschüsse, sind aber wohl durchdacht. 

Im Zwiegespräch mit der Stadt

„Ich liebe die Digitalfotografie", sagt die Berlinerin, Schwester von Künstlerin Anne Sewcz. „Ich kann mich auf die Arbeit konzentrieren und hocke nicht mehr nur in der Dunkelkammer." Ihr Fotos bearbeitet sie trotzdem nie nach. Spiel mit Licht. Spiel mit Perspektive. Es sind Einzelbilder. Miteinander verknüpft durch den Folianten. Das Blättern in ihm wie eine Performance.  „Das Prinzip des Folianten funktioniert nur für Rom", sagt sie. „Jede Arbeit hat einen eigenen Duktus." Ihre Fotoserien aus Istanbul und Berlin hat Maria Sewcz in Buch und Ausstellung verpackt. Istanbul passe nicht in einen Folianten, es sei viel zu frech.

Zeitschreibung und Zivilisation

Mit dem Folianten betritt Maria Sewcz ein neues Feld. Eine neue Form der Darstellung passend zur ewigen Stadt. Ihre Fotos erzählen von Zeitschreibung und Zivilisation. „Urbanität ist in meinen Arbeiten sehr wichtig", sagt die Fotografin. „Und Kontraste."  Altertum und Moderne. Gigantische Gebäude und filigrane Malereien. Starre Stadtlandschaften und darin lebende Tiere.  „Ich stecke in jedem meine Bilder. Ich und mein Zwiegespräch mit der Stadt", sagt Sewcz. 

Die Künstlerin Maria Sewcz

1982–87  Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Diplom
1990–99  Mitglied der Künstlergruppe EIDOS
1993–95  Aufbaustudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Meisterschüler
2005–07  Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
seit 2017 Lehrauftrag an der Ostkreuzschule für Fotografie
.                lebt und arbeitet in Berlin

Einzelausstellungen von Maria Sewcz

2019         Auszug der Seele, Ch. B.Studiolo, Kupferstich-Kabinett, Dresden
2016         Jetzt, Berlin . Fotografien und Videos 2013–16,  Haus am Kleistpark,  Berlin
2015        Roma 2011–12, Galerie der Stadt Fellbach
2014        Goethe – Institut, Toronto
.                inter esse, Berlin 1985–87, 25books, Berlin
2012        Roma – vm. 365/39/51 masw, Galerie Pankow, Berlin
2008        Fotografie, Sprengel Museum Hannover
2006        hier und darüber hinaus, Galerie im Prater, Berlin
2004        point out, Fotografien von 1985–2004, Haus am Waldsee, Internationale Kunst in Berlin
.                Grundstück, Leuchtkasten der Foto/Graphik Galerie Käthe Kollwitz
.                inmitten und anderorts, Bundeszentrale für politische Bildung Berlin
2003        Auszug der Seele, Ch.B., Deutsche Fotothek, Dresden
1999        tagelauf II, Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum
1997        tagelauf, Kunsthalle Rostock
.                ten day ways, Galerie in der Brotfabrik, Berlin
1995        un, zeit spuren, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt / Main
1994        …fliegender Tag…, Fotogalerie in der Brotfabrik, Berlin
1993        University Art Gallery, Nottingham, Großbritannien
1993        Berliner Szenen, Goethe-Institut, Paris
1992        Fotogalerie in der Brotfabrik, Berlin
1986        Galerie im Kulturhaus Treptow, Berlin