Land kauft Kunst II: Im Atelier von Hildegard Mann
Jedes Jahr kauft Mecklenburg-Vorpommern Arbeiten von bedeutenden Künstlern des Landes für die Kunstsammlung auf. Kultur-MV hat die Ankäufe 2017 begleitet und stellt alle acht Künstler in ihren Ateliers vor. So wie die Papierkünstlerin Hildegard Mann.
Lange Papierschlangen winden sich von der Decke, streifen ab und an die Schulter. Farbenprächtige, filigrane Papierarbeiten stapeln sich in den Regalen - Inspirationen, fertige Papierreliefs, Materialien. Ein großer Arbeitstisch dominiert den uriger Raum unter dem Dach ihres Hauses. Wer das Atelier von Hildegard Mann betritt, scheint sich in einer Welt aus Papier wiederzufinden. Skulpturen in ungewöhnlichen Formen. Einfarbige Reliefs, die mit Schattierungen spielen. Die Arbeiten der Künstlerin sind Hingucker. Filigran und fein gearbeitet, oft in starker Farben gehalten. "Rot hat besonders viel Energie", sagt die ehemalige Lehrerin. Aber auch blau, weiß und schwarz faszinieren sie. Das Atelier ist der Lieblingsplatz von Hildegard Mann. Ihr Mann sehe und höre sie oft stundenlang nicht, sagt er. Hier ist die Künstlerin ganz bei sich, reißt, faltet und knüllt. Die Arbeit mit Papier verlangt viel Fingerspitzengefühl. "Ich arbeite vor allem mit Japanpapier", sagt sie. Das lässt sie extra einfliegen, färbt alles selbst. "Kein Fetzen wandert in den Papierkorb. Alles wird verwendet." Die Kunst mit Papier erfordert viel Fingerspitzengefühl. Oft stecken in einem Papierrelief mehrere Tage Arbeit. Jedes erzählt eine andere Geschichte, die Hildegard Mann unter dem Titel "In der Oberfläche liegt die Tiefe" vereint.
Hildegard Mann: "In der Oberfläche liegt die Tiefe"
Sie haben mit Skulpturen in Gips begonnen. Mittlerweile arbeiten Sie mit Papier. Welche Vorteile bringt das Medium für Sie mit?Hildegard Mann: Die Feinheit, Leichtigkeit und Zartheit des Papieres faszinieren mich. Vom groberen bin ich immer mehr zum feinerem Papier übergegangen, das unerwartet sehr stabil und dennoch flexibel ist und mir feinste Nuancen ermöglicht. Haben Sie Vorbilder? Wie beeinflussen Sie Ihre Arbeit und auf welche Art inspirieren Sie diese? Die Gruppe Zero, die auch viel mit Papier arbeitete und immer noch arbeitet, hat mich stark beeinflußt. Die starke Reduktion in meiner Arbeit führt zur Konzentration und zur wesentlichen Aussage. Von der Fläche der Wandbilder entwickeln sich die Reliefbilder zu raumgreifenden Arbeiten. Das setzt sich fort in meinen Installationen und Skulpturen. Apropos Inspiration. Woher kommen Ihre Ideen und aus welchen entstehen Kunstwerke? Meine Ideen schöpfe ich aus dem politischen und sozialen Zeitgeschehen, aber auch aus der Natur. In meiner neuesten Installation "Zwischenwelten" hängen sohlenlose weiße Schuhe in diversen Größen von der Decke. Ich beziehe mich in dieser Arbeit gedanklich auf den endlosen Strom von Flüchtlingen von deren alter Welt in die neue.
Das ist die Künstlerin Hildegard Mann
Hildegard Mann erblickte in Wolfenbüttel das Licht der Welt. Sie arbeitete einige Zeit als Lehrerin, fühlte sich aber schon damals zur Kunst hingezogen. So richtig künstlerisch tätig wurde sie, als sie eine therapeutische Ausbildung machte. Anfangs arbeitete sie mit Gips, fand aber immer mehr zum Medium Papier. Bilder, Skulpturen, Reliefs - Hildegard Manns Arbeiten sind vielfältig und beeindrucken durch ihre starke Farbgebung. Vor allem Rot dominiert ihre Arbeiten. Seit 1998 sind ihre Werke in Ausstellungen zu sehen - vor allem in Norddeutschland. Mehr über Hildegard Mann
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