Hendrik Silbermanns alltägliche Dystopie
Dinge mit Geschichte. Gesammelt. Gesäubert. Gelistet. Hendrik Silbermann setzt sie in einem völlig neuen Kosmos zusammen. In seinem Atelier in Wangelin irgendwo zwischen Parchim und Malchow. Dorthin machte sich die Kunstkommission des Landes auf. Sie entdeckte traumhafte Sequenzen. Und kaufte grafische Meisterwerke für die Kunstsammlung des Landes.
Ein nackter Tierschädel. Ein Schokohase im Alumantel. Ein Boxhandschuh. Ausrangierte Gegenstände katalogisiert Hendrik Silbermann in seinem „Archiv der Dinge" („My Archive Of Things"). Säuberlich nummeriert, akribisch datiert, gleichartig fotografiert und sorgfältig verpackt. Für sich selbst. Für die Nachwelt. Für die Kunst. „Bevor es für immer verschwindet", sagt er. Zeug aus dem Alltag, das er zufällig aufhebt. Irgendwo. Irgendwann.
Traumsequenzen in Endlosschleife
Es ist die Esthetik der Dystopie, die ihn fasziniert. Wer sein Atelier betritt, spürt einem Kosmos der Vergänglichkeit auf. Von der Decke hängt der zerfetzte Metallmantel eines Hubschraubertanks, in den das Modell eines Militärbootes zu schweben scheint. Wer am anderen Ende hineinschaut, sieht in sein Spiegelbild. Ausdruck für die zerstörerische Kraft des Menschseins. Vielleicht.
Gleich neben dem „Archiv der Dinge" laufen Traumsequenzen in Endlosschleife. Eine Videoinstallation für eine Monitorwand ausgelegt. Mit der Handykamera aufgenommene Szenen, dem Alltag entrissen und in dystopischen Schein gesetzt. Ein Schmetterling kämpft sich aus dem klebrigen Griff eines Spinnennetzes frei. Zwei Automatenaffen schlagen einen aberwitzigen Rhythmus.
Manie des Musters
Es scheint, als suche Hendrik Silbermann nach einem Muster. Einem Muster allen Seins. Seine Auseinandersetzung endet in Videosequenzen, 3D-Bildern, Installationen und Zeichnungen. In einer manischen Phase fabrizierte er mehr als 90 grafische Arbeiten – alle nach einem Muster mit bestimmten Vorgaben. Ein Auszug dieser Serie gehört nun zur Kunstsammlung des Landes. Dazu eine hölzerne Installation.
Der Künstler Hendrik Silbermann
In Dresden kommt Hendrik Silbermann im Jahr 1966 auf die Welt. Dort studiert er von 1988 bis 1993 Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Kunst. In den Jahren 1996 bis 1997 ist er Meisterschüler bei Professor Kerbach. Mittlerweile lebt und arbeitet in Berlin und Wangelin.
2020 | „These Uncertain Times“ - MIT Museum Bosten/Camebridge Television
2019 | „Bed Manners“ Kunstpunkt Berlin
2017 | „MAGIC BOX“ Anatomische Sammlung Kunstakademie Dresden
2016 | „Things trouvé“ Museum On/Off at Centre Pompidou Paris
2009 | „NO SNOWMAN“ von maltzahn fine arts München
2006 | Galerie Pasére Forcalquier France
2005 | „This is not a mind trip - it is a body journey“, open space gretch building Brooklyn, NYC
2002 | „Grace Interception” John Jay College, New York City