Hendrik Silbermanns Traumsequenz „monkeymonkey"
29.12.2021

Hendrik Silbermanns alltägliche Dystopie

Ein Hubschraubertank hängt von der Decke. Im Atelier stehen Regale und ein Schreibtisch mit vielen Schubladen. Überall stehen und liegen Arbeitsutensilien.
Die zerfetzte Hülle eines Hubschraubertanks hängt im Eingang des Ateliers. Sie ist Teil einer noch unfertigen Installation.
Ein rosa Weihnachtsmann, ein weißer Kerzenständer aus Porzellan, gelbe Kinderschuhe stehen in einer runden Vitrine.
In seinem Archiv der Dinge sammelt Hendrik Silbermann alles, was der Alltag ausspuckt. Alles, was niemand mehr zu brauchen scheint.
Auf einem Fensterbrett liegen liegen Tierschädelknochen.
Bizarres. Skurriles. Absonderliches. Gewöhnliches. Das Archiv der Dinge enthält alles mögliche und wird ständig erweitert.
Sechs Bilderrahmen, angeordnet untereinander in zwei Dreierreihen. In jedem Rahmen befindet sich eine Grafik.
In seiner manischen Schaffensphase produzierte Hendrik Silbermann Grafiken nach sich wiederholendem Muster. Einige bereichern die Kunstsammlung des Landes MV.

Dinge mit Geschichte. Gesammelt. Gesäubert. Gelistet. Hendrik Silbermann setzt sie in einem völlig neuen Kosmos zusammen. In seinem Atelier in Wangelin irgendwo zwischen Parchim und Malchow. Dorthin machte sich die Kunstkommission des Landes auf. Sie entdeckte traumhafte Sequenzen. Und kaufte grafische Meisterwerke für die Kunstsammlung des Landes.

Ein nackter Tierschädel. Ein Schokohase im Alumantel. Ein Boxhandschuh. Ausrangierte Gegenstände katalogisiert Hendrik Silbermann in seinem „Archiv der Dinge" („My Archive Of Things"). Säuberlich nummeriert, akribisch datiert, gleichartig fotografiert und sorgfältig verpackt. Für sich selbst. Für die Nachwelt. Für die Kunst. „Bevor es für immer verschwindet", sagt er. Zeug aus dem Alltag, das er zufällig aufhebt. Irgendwo. Irgendwann. 

Traumsequenzen in Endlosschleife

Es ist die Esthetik der Dystopie, die ihn fasziniert. Wer sein Atelier betritt, spürt einem Kosmos der Vergänglichkeit auf. Von der Decke hängt der zerfetzte Metallmantel eines Hubschraubertanks, in den das Modell eines Militärbootes zu schweben scheint. Wer am anderen Ende hineinschaut, sieht in sein Spiegelbild. Ausdruck für die zerstörerische Kraft des Menschseins. Vielleicht. 

Gleich neben dem „Archiv der Dinge" laufen Traumsequenzen in Endlosschleife. Eine Videoinstallation für eine Monitorwand ausgelegt. Mit der Handykamera aufgenommene Szenen, dem Alltag entrissen und in dystopischen Schein gesetzt. Ein Schmetterling kämpft sich aus dem klebrigen Griff eines Spinnennetzes frei. Zwei Automatenaffen schlagen einen aberwitzigen Rhythmus. 

Manie des Musters

Es scheint, als suche Hendrik Silbermann nach einem Muster. Einem Muster allen Seins. Seine Auseinandersetzung endet in Videosequenzen, 3D-Bildern, Installationen und Zeichnungen. In einer manischen Phase fabrizierte er mehr als 90 grafische Arbeiten – alle nach einem Muster mit bestimmten Vorgaben. Ein Auszug dieser Serie gehört nun zur Kunstsammlung des Landes. Dazu eine hölzerne Installation. 

Hendrik Silbermann zeigt einem Mitglied der Kunstkommission in seinem Atelier seine Arbeiten.
Grafiken, Installationen, Videosequenzen – in seinem Atelier in Wangelin lebt sich Hendrik Silbermann (r.) als Künstler aus.
Auf einem Tisch im Atelier stehen zwei Skulpturen.
An jedem Fleck von Hendrik Silbermanns Atelier findet der Betrachtende Alltagsgegenstände in ungewohntem Kontext.

Der Künstler Hendrik Silbermann

In Dresden kommt Hendrik Silbermann im Jahr 1966 auf die Welt. Dort studiert er von 1988 bis 1993 Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Kunst. In den Jahren 1996 bis 1997 ist er Meisterschüler bei Professor Kerbach. Mittlerweile lebt und arbeitet in Berlin und Wangelin.

Jüngere Ausstellungen von Hendrik Silbermann

2020 | „These Uncertain Times“ - MIT Museum Bosten/Camebridge Television

2019 | „Bed Manners“ Kunstpunkt Berlin

2017 | „MAGIC BOX“ Anatomische  Sammlung  Kunstakademie Dresden

2016 | „Things trouvé“ Museum On/Off at Centre Pompidou Paris

2009 | „NO SNOWMAN“ von maltzahn fine arts München

2006 | Galerie Pasére  Forcalquier France

2005 | „This is not a mind trip - it is a body journey“, open space gretch building Brooklyn, NYC

2002 | „Grace Interception” John Jay College, New York City

Weitere Ausstellungen mit Arbeiten von Hendrik Silbermann

Hendrik Silbermanns Traumsequenz „Existence 2019"