Die Kultur 11: Ein Tag in Schwerin
Teil 5 unserer Serie „Die Kultur 11 in MV“ reist nach Schwerin. Unsere Tipps blicken unter anderem hinter alte Schlossmauern, steigen der Stadt aufs Dach und laden ein, mal so richtig auszuflippern.
Glanz und Gloria
Erster Anlaufpunkt für einen Schwerin-Besuch, natürlich: das Schloss. Hinter seinen Türmchen und Nischen, Fenstern und Balustraden liegen mehr als 630 Räume. Einige von ihnen sind frei zugänglich. Über das Schlossmuseum. Unser Tipp: Setzen Sie sich auch als Erwachsener den Kinderguide auf die Ohren. Dann gibt es weniger Jahreszahlen und mehr Geschichten. Prunkvollster Raum des Rundgangs: Der Thronsaal. Wer nach der Audienz beim Großherzog den Raum verlassen wollte, musste rückwärts gehen. Weil es unhöflich war, ihm den Rücken und damit den Hintern zuzuwenden. Das Museum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eingang befindet sich am Gartenportal.
Wer noch mehr sehen möchte: Am letzten Juniwochenende bietet sich eine gute Gelegenheit. Dann ist Schlossfest. Am Samstag, 28. Juni, kehrt Großherzog Friedrich Franz II. mit seinem Hofstaat und vielen Veranstaltungen zurück ins Schloss. Am Sonntag, 29. Juni, öffnet der Landtag ab 10 Uhr seine Türen. Mehr Infos unter www.schwerin.de.
Hoch hinaus
117,5 Meter. So hoch ist der Schweriner Dom. Er ist das älteste Bauwerk der Stadt, steht am Markt – und hat heute den höchsten Kirchturm in MV. Die Kommazahl ist dabei sehr entscheidend: Sie schlägt die St.-Petri-Kirche in Rostock, die es auf 117 Meter bringt. Von außen sieht man es ihm nicht an. Aber: Ursprünglich war der Turm kaum höher als der Rest des Gebäudes. Er wuchs erst viele Jahrhunderte später in die Höhe und war 1893 fertig. Welch ein Ausblick einem hier nach 220 Stufen zu Füßen liegt? Schauen Sie doch selbst! Ein weiteres Highlight: Die blauen „Lichtbögen“ – zwei von Günther Uecker gestaltete Kirchenfenster. Geöffnet ist täglich von 10 bis 17 Uhr, sonntags ab 12 Uhr. Am 10. Juli gibt es im Dom auch wieder ein Konzert: „Inner Beauty“mit „Art'n Voices“, einem Vokalensembles aus Danzig. Mit Werken von Rocławska-Musiałczyk, Raczyński, Greek, Gjeilo, Chilcott. Beginn: 19.30 Uhr.
Nächtliche Gassengeschichten
Mit Hellebarde, Laterne und witzigen Anekdoten – so nimmt der Nachtwächter seine Gäste mit durch die Gassen der Altstadt. Oder wie wäre es mit einer Reise in die dunkle Vergangenheit der Stadt? Zu ungeklärten Kriminalfällen, Diebstahl, Mord und Hexenprozessen? Wem es lieber nach einer „Kneipenplauderei“ ist – auch die gibt es als Stadtführung. Um nur drei Beispiele zu nennen. Das gesamte Angebot gibt es auf der Homepage der Stadt unter www.schwerin.de.
Stempeljagd mit dem Smartphone
Sie möchten die Stadt lieber allein entdecken? Wer sich dazu die Stempelpass-App aufs Smartphone lädt, kommt an 18 Sehenswürdigkeiten vorbei. Tipp für Familien: An den angegebenen Stempelstellen kleine Fragen beantworten, Punkte sammeln und virtuell das Petermännchen fangen. Wer ausreichend Punkte sammelt, kann sich in der Tourist-Information am Markt ein kleines Geschenk abholen. Wichtig: Um die Audios zu hören, den Klingelton nicht in den Stumm-Modus schalten. Weitere Infos unter schwerin.de.
Auf dem Weg zum Welterbe
Wismar und Stralsund sind es schon. Schwerin möchte es noch werden: Weltkulturerbe. Ob es klappt? Im Sommer soll es sich entscheiden. Punkten möchte die Landeshauptstadt mit seinem Residenzensemble. Mehr als 30 Gebäude gehören dazu. Welche das sind? Unter welterbe-schwerin.de gibt’s einen Einblick. Und vier Anregungen für Rundtouren durch das Ensemble. Weitere Infos: www.welterbe-schwerin.de.
Reetdach trifft Ziegel
Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie die Menschen früher hier lebten, ist im Freilichtmuseum genau richtig. Es liegt abseits des Zentrums, mitten im ehemaligen Fischer- und Bauerndorf Mueß. Einst war es ein eigenständiges Dorf. Seit 1936 gehört es zu Schwerin. Fast alle Gebäude auf dem Museumsgelände stammen noch aus dem alten, historischen Dorfkern. Zu der weitläufigen Anlage gehören 17 Gebäude. Das Niederdeutsche Hallenhaus aus dem 17. Jahrhundert, zum Beispiel. Oder der Hirtenkaten, die Büdnerei, die Dorfschmiede und die Dorfschule. Nirgendwo sonst in Schwerin bilden reetgedeckte Fachwerkhäuser und Eigenheime aus jüngerer Vergangenheit einen derart städtebaulichen Kontrast wie hier, in Mueß. Das Museum öffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Im Juni und Juli ist auch abends was los. Zum Beispiel „Erwin un Elmire“, die Sommerkomödie der Fritz-Reuter-Bühne.
Ein Sommer und sein Theater
In Schwerin sind die Schlossfestspiele eröffnet. Vier Programmpunkte stehen zur Wahl: „Tartuffe oder Das Schwein der Weisen“ – eine Komödie im Schlossinnenhof (bis 14. Juli). „Erwin un Elmire“ – ein niederdeutsches Sommermusical im Freilichtmuseum Mueß (bis 7. Juli). Der „Wanderer zwischen den Welten“ – ein Konzert mit Countertenor Nils Wanderer (12. Juli) auf der Freilichtbühne. Und die MeckProms – das Picknickkonzert der Mecklenburgischen Staatskapelle (13. Juli), ebenfalls auf der Freilichtbühne. Karten und weitere Infos unter www.mecklenburgisches-staatstheater.de.
Zum Ausflippern!
Wer keine ruhige Kugel schieben möchte: Auf ins Flippermuseum! Viele ehrenamtliche Hände haben hier alte Flipper- und Arcade-Automaten gesammelt, restauriert und zu neuem Leben erweckt. Die Sammlung umfasst mehr als 100 Flipper, Videospielautomaten und Musikboxen. Die ältesten sind schon um die 90 Jahre alt. Nur gucken? Nichts da. Ausprobieren, lautet die Devise. Alle Ausstellungsstücke sind zum Spielen freigegeben. Geöffnet ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Adresse fürs Navi: Friesenstraße 29. Weitere Infos unter www.flippermuseum-schwerin.de.
Und was ist mit Fußball?
Gibt’s auch. Beim Public Viewing. Zum Beispiel hoch oben, über den Dächern der Stadt (Beachclub, Arsenalstraße 22 bis 28). Am Südufer vom Pfaffenteich. Sowie in etlichen Bars und Kneipen in der Innenstadt.