Angebote an Schulen in MV
23.04.2025

Plattdeutsch im Klassenzimmer

Plattdüütsch ist in MV mehr als ein Dialekt. Die Landesverfassung schützt die Sprache als Teil des kulturellen Erbes. Schulen im Land bewahren und leben Kenntnisse über niederdeutsche Sprache, Literatur, Kunst und Kultur.

Plattdeutsch – oder wie viele im Land sagen: Plattdüütsch – gehört zu Mecklenburg-Vorpommern wie Reetdächer, Backsteingotik und Seenplatte. Lange galt die Sprache als Relikt alter Zeiten. Doch heute ist sie offiziell anerkannt – nicht nur kulturell, sondern auch rechtlich. In der Landesverfassung ist festgelegt: Niederdeutsch ist Teil der Regionalkultur. Schulen sind verpflichtet, Wissen über Sprache, Literatur, Kunst und Kultur des Plattdüütschen zu vermitteln. Aus „Snack“ wird wieder Bildung.

„Wat de Buur nich kennt…“ – Plattdüütsch als Schulfach

Unter dem Dach des Programms „Meine Heimat – mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“ steht Plattdeutsch im Mittelpunkt. Fünf Säulen tragen das Vorhaben:

Heimathafen, Heimatkunde, Heimatsprache, Heimatbildung und Heimatkultur.

Ziel: Die eigene Herkunft wiederfinden – nicht nostalgisch, sondern modern. Niederdeutsch soll in Kitas, Schulen und Hochschulen seinen Platz finden. Nicht als Zierde, sondern als lebendiger Bestandteil des Alltags. Die Sprache wird nicht konserviert, sie wird genutzt.

„Wat för’n Schnack!“ – Platt als Abiturfach

Lehrkräfte, die Plattdüütsch wirklich beherrschen, sind rar. Um dem entgegenzuwirken, entstand an der Universität Greifswald ein Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik. Es unterstützt Schulen und arbeitet eng mit dem Institut für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern zusammen.

Dazu kommen moderne Lehrmaterialien wie das Schulbuch „Platt mit Plietschmanns“ – „plietsch“ bedeutet schlau – oder digitale Tools, die das Plattdeutsche in die Gegenwart holen. Auch der plattdeutsche Lesewettbewerb, gefördert durch das Bildungsministerium, setzt Impulse.

„Wenn de Platt snackst, snackt dat Land mit“

Plattdeutsch wurde früher in Familien weitergegeben. Doch diese Kette ist vielerorts gerissen. Die Schule übernimmt nun die Rolle der Vermittlerin.

Das bedeutet nicht nur Sprachunterricht, sondern auch das Eintauchen in eine regionale Denkweise, in Bilder, Redewendungen und Geschichten, die tief in der Landschaft verwurzelt sind.

Festivals wie „up Platt“ in Greifswald oder die Plattdüütschen Weken bringen die Sprache zudem ins öffentliche Leben – zwischen Bühne, Markt und Mitmachwerkstatt.

„Dat mutt blieven“

Plattdeutsch ist in Mecklenburg-Vorpommern keine Folklore – es ist Teil eines modernen Bildungskonzepts. Mit eigenen Lehrplänen, Förderprogrammen, Abiturprüfungen und Lehrerfortbildungen wird die Sprache nicht nur erhalten, sondern weiterentwickelt.

Was früher nur „op de Dörpstrat“ (auf dem Dorfplatz) gesprochen wurde, klingt heute auch im Klassenzimmer – lebendig, lehrreich und überraschend modern.

Wenn Kinder „wat vertellt“ – Platt im Schulalltag

  • Im Schuljahr 2023/24 wurde Niederdeutsch an 48 Schulen unterrichtet, rund 1.884 Schülerinnen und Schüler nahmen daran teil.
  • An vier Gymnasien (Laage, Stavenhagen, Demmin, Dömitz) kann Niederdeutsch als Profilfach bis zum Abitur belegt und geprüft werden.
  • In vielen weiteren Schulen wird Plattdeutsch als Wahlpflichtfach oder im Rahmen von Projekten und Arbeitsgemeinschaften angeboten.
  • Die Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften mit Niederdeutsch-Zertifikat wird gefördert, um die Unterrichtsqualität zu sichern.

Rahmenplan und Struktur

MV hat eigene Rahmenpläne für das Fach Niederdeutsch. Sie gelten für Grundschulen sowie für weiterführende und berufliche Schulen. Die Pläne legen fest, welche Kompetenzen und Inhalte in den jeweiligen Klassenstufen vermittelt werden sollen.

Rahmenplan NiederdeutschGrundschulen, berufliche Schulen 
Rahmenplan Niederdeutschalle weiterführenden SchulenKlassenstufe 5 bis 12
Rahmenplan SprachbildungGrundschuleKlassenstufe 1 bis 4
Rahmenplan SprachbildungOrientierungsstufe, Regionale Schulen, Gymnasien etc.Klassenstufe 5 bis 12

Begleitdokumente und Unterrichtsmaterialien – Handreichungen, didaktische Materialien und Beispiele – unterstützen Lehrkräfte im Unterricht. Ein Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik an der Universität Greifswald entwickelt und verbreitet die Materialien.