"Land in Sicht" verdoppelt Besucherzahlen
Wie lebendig die Kunstszene in MV ist, das zeigte „Land in Sicht". Ende März ist die dritte Ausgabe der Schau im Güstrower Schloss zu Ende gegangen - mit einem neuen Besucherrekord. 1.200 Interessierte sahen die Neuzugänge der Landeskunstsammlung, die das Land von 2015 bis 2017 für rund 131.000 Euro aufgekauft hat. Insgesamt 116 Arbeiten von 23 Künstlern.
„Für die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler ist die Ausstellung eine großartige Chance, um auf sich aufmerksam zu machen", sagte Kulturministerin Birgit Hesse. Die jetzt zu Ende gegangene Triennale war die bisher umfangreichste Schau – dank einer zweimaligen Verdoppelung des jährlichen Ankaufsetats. Zum Erfolg trugen auch die Rundgänge mit einigen der Künstlerinnen und Künstlern bei: Elf von ihnen sprachen über ihre Arbeiten und beantworteten Besucherinnen und Besuchern viele Fragen. Die Kunstsammlung des Landes dient laut Ministerium zugleich als Artothek. 28 Werke sind bereits zur Ausleihe vorgemerkt und werden nach Ausstellungsabbau in Räumen und Fluren der öffentlichen Verwaltung und der Landesregierung zu sehen sein, u.a. im Landesamt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg, im Polizeipräsidium Rostock und im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Kulturministerin Hesse hat sich für ihr Dienstzimmer das Gemälde „The Cactus“ von Sven Ochsenreither ausgesucht. Schon zur Eröffnung im Dezember waren fast alle ausgestellten Künstler gekommen. Unter ihnen Oskar Manigk, der mit mehr als 80 Jahren als Usedomer Altmeister gilt. Junge Künstlerinnen wie Ramona Seyfarth, die ihrer Empathie für die Welt in ihren Arbeiten Ausdruck verleiht. „Es ist doch interessant zu sehen, woran die Kollegen so arbeiten", meinte Videokünstler Udo Dettmann.
Die Vielfalt der Kunstszene zur Schau gestellt
Expressive Malerei stand neben realistischer Feinmalerei, Abstraktion neben Gegenständlichkeit, entfesselte Farbigkeit neben monochromer Reduktion und Konzeptkunst. Objekte und Videoarbeiten waren ebenso vertreten wie die klassischen Gattungen Malerei, Holzschnitt oder Handzeichnung. Mit Temperamalerei auf Kupfer, Porzellanmalerei und Modell gelangten auch ungewöhnliche, neu belebte alte Genres in die Sammlung. Werke junger Künstlerinnen wie Martha Damus oder Ramona Seyfarth behaupten sich neben der künstlerischen Vitalität der Usedomer „Altmeister“ Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt. Mit den Arbeiten von Christian Frosch, Annette Leyener und Marcus Schramm sind Lehrende aus den Hochschulen des Landes prominent vertreten. Das inzwischen beachtliche Sammlungssegment der Fotografie wurde um die unterschiedlichen Auffassungen von Jaqueline Duhr, Heiko Krause und Gerhard Stromberg erweitert.
Nicht minder unterschiedlich sind die Themen, denen sich die Künstler zuwandten. Mit Phänomenen der maritimen, aber keineswegs nur hiesigen Landschaft befassen sich Martha Damus, Friedrich Wilhelm Fretwurst, Jörg Hamann, Wolfgang Tietze und Matthias Wegehaupt. Lars Lehmanns magischer Realismus wendet sich dem Stillleben zu. Bei Hildegard Mann, Annelise Hoge, Sven Ochsenreither und Iris Thürmer geht es um Erscheinungsweisen der Farbe. Oskar Manigk malt Hommagen an Künstlerpersönlichkeiten aus Popmusik, Literatur und Kunst, während für die konzeptuell arbeitenden Künstler Christian Frosch, Holger Stark, Marc W1353l und Rolf Wicker Kunst und Raum selbst zum Recherchegegenstand werden. Udo Dettmann, Jacqueline Duhr, Margret Middell oder Ramona Seyfarth setzen sich in ganz unterschiedlicher Weise mit humanitären und politischen Fragen auseinander.