Weltkulturerbe: Schwerin übergibt Bewerbung
Schwerin macht einen weiteren Schritt in Richtung Welterbe. Oberbürgermeister Rico Badenschier hat am Mittwoch das Bewerbungsdossier für den Titel als UNESCO-Weltkulturerbe an Kulturministerin Bettina Martin überreicht. Bei dem Festakt im Schweriner Schloss wurde zugleich der wissenschaftliche Beirat verabschiedet.
Die Schweriner Stadtvertretung hatte das 250 Seiten umfassende Bewerbungsdossier im November abgesegnet. Neben der wissenschaftlichen Begründung des außergewöhnlichen universellen Wertes ist auch ein Managementplan zum Schutz, Erhalt und zur nachhaltigen Entwicklung Teil der Bewerbung.
Wie geht es weiter?
Über das Auswärtige Amt muss das Dossier bis Anfang Februar bei der Unesco in Paris abgegeben werden. Zwischen März und Oktober sollen Gutachter der Unesco die Stadt besuchen. Die Entscheidung, ob Schwerin in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wird, soll 2024 fallen.
Was soll Weltkulturerbe werden?
Schwerin bewirbt sich mit seinem über 200 Jahre gewachsenen Residenzensemble der mecklenburgischen Großherzöge. Im Zentrum stehen das Schloss, umgebende Gärten und Parks, der Dom, die Regierungsgebäude, Theater, Museum, mehrere Stadtpalais und herzogliche Kasernen sowie Häuser von Hoflieferanten - insgesamt mehr als 30 Objekte.
Es ist ein besonders gut erhaltenes architektonisches Ensemble in verschiedenen Baustilen und in seiner Architektur auch Zeugnis für die untergegangene Tradition der Monarchie in Form des Hauses Mecklenburg Schwerin. Diese Tradition ist im Residenzensemble heute noch an den zahlreichen Monogrammen, Wappen oder Symbolen - etwa die Niklot Statue im Schloss – erkennbar.
Was sagt die Politik?
Kulturministerin Bettina Martin: „Jetzt geht es darum, dass wir gemeinsam unsere Begeisterung für die Bewerbung des Schweriner Residenzensemble als UNESCO Weltkulturerbe weitertragen und andere damit anstecken." (das ganze Statement - hier)
Landtagspräsidentin Birgit Hesse: „Seit dem Landtagsbeschluss zum ‚Weltkulturerbe Schlossensemble Schwerin‘ vom 17.Oktober 2007 steht der Landtag Mecklenburg-Vorpommern fest an der Seite unserer Landeshauptstadt. Für uns alle ist heute ein besonderer Tag."
Schwerins Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier: „Mit Unterstützung des wissenschaftlichen Beirats haben wir als Stadt unsere Hausaufgaben erledigt, was die wissenschaftlichen Grundlagen unserer Bewerbung angeht. 2023 wird der Schlussspurt in unserem Bewerbungsmarathon."
Wer gehörte zum wissenschaftlichen Beirat?
Dem wissenschaftlichen Beirat gehörten Prof. Dr. Kornelia von Berswordt-Wallrabe, Prof. Dr. Stefan Breitling, Prof. Dr. Susanne Deicher, Prof. Dr. Kilian Heck, Prof. Dr. Marcus Köhler, Dr. Brigitta Ringbeck, Prof. Dr. Wolfgang Schuster sowie Prof. Marie-Theres Albert an.
In Vertretung des Beiratsvorsitzenden Prof. Stefan Breitling sagte Prof. Dr. Kilian Heck: „Das Residenzensemble Schwerin wäre eine hervorragende Ergänzung zu den beiden anderen Welterbestätten in MV. Sie haben seit mehr als 15 Jahre mit einem für den Außenstehenden beeindruckenden, institutionen- und fraktionenübergreifenden Engagement den Welterbe-Diskurs aufgenommen. Sie haben ihn offen und unter Beteiligung vielfältiger Akteure geführt.“
Rückblick: Schwerin verfeinert Welterbe-Idee
Die Landeshauptstadt möchte Unesco-Welterbe werden. Die Bewerbungsunterlagen sind jetzt fertig – und legen ihren Schwerpunkt auf das Residenzensemble. Die Idee, mit einer „Kulturlandschaft des romantischen Historismus“ zu punkten, wurde verworfen. Im Ergebnis sind manche Gebäude aus dem Antrag gefallen, andere neu hinzugekommen. Wie wird man Unesco-Welterbe?
Erbe für die Welt
Die ägyptischen Pyramiden und die Akropolis von Athen gehören genauso zur Welterbe-Gemeinschaft wie die Altstädte Stralsunds und Wismars. Das Great Barrier Reef in Australien und der Himalaya-Nationalpark gelten als genauso einmalige Weltnaturerbestätten wie die Buchenwälder auf der Rügener Halbinsel Jassnitz und um Serrahn im Müritz-Nationalpark.
An mehr als 1.150 Stätten in 167 Ländern hängt die Unesco-Welterbeplakette mittlerweile. Sie gilt als Qualitätssiegel mit hoher Glaubhaftigkeit, denn Welterbe verpflichtet. Kultur- und Naturstätten mit diesem Status müssen für alle erhalten werden und erlebbar sein.
Aber welche Verantwortung bringt das mit sich? Welchen Nutzen kann man daraus ziehen? Und wer profitiert vor allem in MV davon? Kultur-MV hat Welterbestätten im Nordosten besucht, mit den Machern gesprochen und mit den Pflegern des immateriellen Kulturerbes geplaudert.