Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde e. V.
Verein zur Förderung und Verbreitung der Geschichte Mecklenburgs vom Mittelalter bis in die jüngste Zeitgeschichte
31.01.2025, 18:00 Uhr - 19:00 Uhr, Landeshauptarchiv Schwerin in Schwerin
Vortrag von Prof. Dr. Ernst Münch, Rostock, beim Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde e.V.
Für die Jahre 1646-1693 hat der Rostocker Bäckermeister Joachim Schultze ein handschriftliches Tagebuch im Umfang von 100 Seiten hinterlassen. Diese der Forschung und Öffentlichkeit bislang unbekannte Quelle hat aus mehreren Gründen einen besonderen Stellenwert. So sind als Tagebuch- und Chronikschreiber in der Vergangenheit eher Angehörige von Oberschichten in Erscheinung getreten. Ego-Dokumente von Handwerkern bilden daher eine Ausnahme. Der behandelte Zeitraum, die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, zählt zu den von der Forschung wenig behandelten Abschnitten Rostocker Stadtgeschichte, was...
Für die Jahre 1646-1693 hat der Rostocker Bäckermeister Joachim Schultze ein handschriftliches Tagebuch im Umfang von 100 Seiten hinterlassen. Diese der Forschung und Öffentlichkeit bislang unbekannte Quelle hat aus mehreren Gründen einen besonderen Stellenwert. So sind als Tagebuch- und Chronikschreiber in der Vergangenheit eher Angehörige von Oberschichten in Erscheinung getreten. Ego-Dokumente von Handwerkern bilden daher eine Ausnahme. Der behandelte Zeitraum, die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, zählt zu den von der Forschung wenig behandelten Abschnitten Rostocker Stadtgeschichte, was nicht zuletzt mit dem Ende der Hanse, den Einwirkungen vieler Kriegsereignisse auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und einem allgemeinen Niedergang, potenziert durch den großen Stadtbrand des Jahres 1677, zusammenhängt. Im Rostock der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts überlagern sich daher Entwick-lungen, die weit über die engere Stadtgeschichte hinausgehen. Das betrifft etwa die Kämpfe im Ostseeraum gegen die zeitweilige schwedische Großmacht oder die Auseinandersetzungen der konkurrierenden Herzöge von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow in und um Rostock. Alle diese Probleme reflektiert der Tagebuchschreiber genauso wie das alltägliche Leben in der Stadt, wobei er sowohl generelle Entwicklungen als auch viele Einzelereignisse und -schicksale notiert. Seine Sicht auf die Dinge ist die eines selbstbewussten Stadtbürgers, der sich als sachlicher Chronist der Ereignisse, nicht ihrer Interpretation, versteht.
Das Tagebuch des Rostocker Bäckermeisters ist kürzlich vom Referenten als Edition in der Quellenreihe der Historischen Kommission für Mecklenburg e. V. herausgegeben worden.
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Graf-Schack-Allee 2
19053 Schwerin
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