Es war einmal eine Städtische Volksbücherei
Seit rund 100 Jahren schmökern Schwerinerinnen und Schweriner in der Stadtbibliothek. Erst war sie eine ehrenamtlich betriebene Bücherausleihe. Mittlerweile ist sie ein Begegnungsort mit etwa 110.000 physischen und 96.000 digitalen Medien. Die Transformation der Schweriner Stadtbibliothek.
Der Schweriner Künstler Tino Bittner klebt Kacheln mit Buchstaben an die gläserne Häuserfront in der Einkaufspassage der Schweriner Höfe. Jeder Buchstabe besitzt mindestens einen Sponsoren. Die Kunstaktion zum 100. Jubiläum der Schweriner Stadtbibliothek zeigt beispielhaft, wie sich die Bücherei in ihre Stadt integriert.
Mehr als 7.200 registrierte Nutzerinnen und Nutzer. Dazu unzählige unregistrierte Leseratten und Bücherwürmer. Sie begegnen sich seit 2013 im Klöresgang oder in den Zweigstellen in Lankow und Neu Zippendorf.
Gelebter Bücherbetrieb
16 Mitarbeiterinnen und eine Auszubildende horten, sortieren, organisieren und pflegen Medien, beraten und begeistern deren Rezipientinnen und Rezipienten. Weniger Beruf, eher Berufung. Rund 40 Engagierte des 2012 gegründeten Freundeskreises der Stadtbibliothek Schwerin e.V. ergänzen den Bücherbetrieb, der durch seine Ehrenamtler viel mehr ist als eine Bücherei.
„Ihnen verdanken wir unseren Kaffeeautomaten, der Besucherinnen und Besucher besonders an kalten Tagen rege nutzen. Die Ehrenamtlichen lesen unseren Lütten samstags vor, organisieren Bücherbasare, Buchpaten, digitale Adventskalender und akquirieren Fördermittel. Mit dem Geld gestalteten wir zum Beispiel unsere Jugendecke", sagt Direktorin Grit Wilke.
Analoge und digitale Medien
In den vergangenen Jahren wandelte sich die Bibliothek vom Bücherhort zum Begegnungsraum. Mehr als 1.500 Besucherinnen und Besucher kamen im Jubiläumsjahr zu Veranstaltungen. In Couches, Sesseln und Sitzsäcken versanken sie in Geschichten.
„Wir bieten physische und immer mehr digitale Medien an", sagt Grit Wilke. Seit einigen Jahren leihen sie durch die Onleihe von überall und jederzeit e-Books, e-Magazine und e-Audios.
Bibliothek der Dinge ermöglicht Teilhabe
In der Bibliothek der Dinge können Sehschwache außerdem unter anderem Beamer, Hörstifte, Bodenroboter ausleihen. Mit MakerBoxen können Besucherinnen und Besucher eigenständig experimentieren. „Sogar ein 3D-Drucker steht für eigene kreative Projekte bereit", sagt die Leiterin.
Mit einer sogenannte Selbstverbuchungstechnik können Nutzerinnen und Nutzer voraussichtlich vom kommenden Jahr an geliehene Medien außerhalb der Öffnungszeiten zurückgegeben. In naher Zukunft mit einem gültigen Bibliotheksausweises jederzeit Medien ausleihen.
Hatte die Stadtbibliothek während der Corona-Pandemie knapp 2.000 Mitglieder verloren, rappelt sie sich wieder zum begehrten Begegnungsort. Besonders Kindergärten und Schulen nutzen die Angebote. „Für Bibliotheken zählen ihre Besucherinnen und Besucher mittlerweile mehr als ihre registrierten Nutzerinnen und Nutzer.
Auch die Buchstaben an der Glasfassade sponsern Schweriner Familien, die die Bibliothek zwar nutzen, allerdings keinen Ausweis besitzen. Übrigens sind einige Letter für Literaturunterstützer noch zu haben.