22.06.2024

Vineta-Festspiele: Gaukler rettet goldene Stadt

Sänger auf einer Bühne

Die Sage von der goldenen Stadt geht weiter: Auf der Ostseebühne in Zinnowitz glaubt ein Gaukler an die Rettung des untergegangenen Vineta. Ob er die einstige Metropole retten kann, erleben Zuschauende bis 31. August.

Vineta ist in den Tiefen der Ostsee versunken. Das Böse hat gesiegt. Der Versuch von Königin Nayra und König Nungur, Vineta zum Guten zu wandeln, ist gescheitert. Rasend schnell verbreiten sich die Berichte vom Ende der einst stolzen Stadt in der Ostsee. Ein Schiff kommt den Ertrinkenden zu Hilfe. Unüberlegt heuert ein junger Gaukler auf diesem an. Er glaubt an das Gute und daran, dass Vineta gerettet werden kann. Denn gab es da nicht eine alte Sage? 

Auch die Schwestern Nayra und Nura, die sich in den tosenden Fluten verloren, aber den Untergang überlebt haben, landen auf besagtem Schiff in Richtung der verlorenen Stadt.

Eine mysteriöse Fracht verändert den Kurs. Das Schiff setzt Segel auf ein unbekanntes Ziel und überlässt Vineta seinem Schicksal. Kann der junge Gaukler die goldene Stadt retten oder bleibt von ihr nur der Glanz der Tiefe? 

Zuschauende, Termine und Tickets

In zweieinhalb Stunden entführen die Vineta-Festspiele mittwochs, donnerstags und samstags in ihre sagenumwobene Welt. Die Inszenierung verzaubert Familien und Kinder ab fünf Jahren. Karten gibt es ab 24 Euro online beim Ticket-Service der Vorpommerschen Landesbühne.

Die Sage von der goldenen Stadt

An einem Ostermorgen hütete ein Schäfer­junge seine Herde nahe dem Strande von Koserow. Da stieg mit einem Male eine alte, ehrwürdige Stadt aus dem Meer empor.

Er sah sich mitten unter Menschen, die sonder­bar altertümlich, aber prächtig gekleidet waren. Eilig lief der Junge auf und ab, ihm wurde unheimlich zumute, denn alles in dieser seltsamen Stadt ge­schah ohne den geringsten Laut. Da winkte ihm einer der Kauf­leute zu und breitete dabei herrliche Stoffe aus und bot sie ihm an. Woher sollte er, ein armer Schäferjunge, denn Geld haben?

Ein Sonntagskind ohne einen Pfennig

Der Kaufmann zeigte ihm ein kleines Geld­stück und wies auf seinen ganzen Tisch voll Ware – und der Junge suchte in allen Taschen seines Anzugs, allein er wusste, dass er nicht einen Pfennig besaß. Da lief er eilig zu seinen Schafen und als er sich umwandte, schimmerte vor ihm in der Sonne wieder die See. Betrübt und nach­denklich saß der Junge noch am Strand, als ein alter Fischer vorbeikam, sich zu ihm setzte und ihn ansprach:

„Höre, wenn du ein Sonntagskind bist, so kannst du heute, am Oster­morgen, die Stadt Vineta aus dem Meer stei­gen sehen, die hier vor vielen Jahren untergegangen ist.“

Eine Stadt unter der Meeresoberfläche

„Oh, ich hab sie gesehen!“ rief der Junge. Der Fischer nickte bedächtig und begann nun zu erzählen, was ihm von Vineta bekannt geworden war. Siehst du, hättest du auch nur einen Pfennig gehabt und damit bezahlen können, so wäre Vineta erlöst und die ganze Stadt mit allem, was darin ist, an der Ober­fläche ge­blieben.

Die­se Stadt Vi­neta ist einst größer ge­wesen als irgendeine andere Stadt in Europa, und ihre Be­­wohner wa­ren über alle Maßen reich, da sie mit allen Län­dern der Erde Handel trieben. Ihre Stadttore waren aus Erz und die Glocken aus Silber, we­­lch es überhaupt für so gewöhnlich galt, dass man die einfachsten Dinge daraus herstellte und die Kinder auf der Straße sogar mit Silbertalern Klingpfennig spielten.

Gold statt Eisen

Je mehr Reichtum in Vineta Einzug hielt, desto mehr verfielen die Bewohner aber auch dem Hochmut und der Ver­schwendung. Bei den Mahlzeiten aßen sie nur die auserlesensten Speisen, und Wein tranken sie aus Bechern von purem Silber oder Gold. Ebenso beschlugen sie die Hufe ihrer Pferde nur mit Silber oder Gold anstatt mit Eisen und ließen selbst die Schweine aus goldenen Trögen fressen. Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang der Stadt erschien sie über dem Meer mit allen Häusern, Türmen und Mauern als ein deutliches, farbiges Luftgebilde. Darauf rieten die Alten, die Stadt zu verlassen, denn sehe man Städte, Schiffe oder Menschen doppelt, so bedeute das immer deren sicheren Untergang.

Der Fluch der Wasserfrau

Aber man verlachte sie. Einige Wochen danach tauchte eine Wasserfrau dicht vor der Stadt aus dem Meer und rief dreimal mit hoher, schauerlicher

Stimme:

„Vineta, Vineta, du rieke Stadt,

Vineta sall un­­ner­gahn,

wieldeß se het väl Böses dahn!“

Auch darum kümmerte sich keiner, alle lebten weiter in Saus und Braus, bis sie das Strafgericht ereilte. Eine furchtbare Sturmflut brach über die Stadt herein. Ein riesiger Wogenschwall durcheilte die Straßen und Gassen und das Wasser stieg und stieg, bis es alle Häuser und Menschen unter sich begrub.

(Quelle: vorpommersche-landesbuehne.de/vineta-festspiele/)