Drei Künstlergenerationen unter einem Dach
Am Rande der Kühlung thront das Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke über der hügeligen Landschaft. Seine Besucher blicken vom Park aus bis auf die Ostsee. Im Inneren eröffnet das ehemals verfallene Ausflugscafé Neugierigen eine kunstgeschichtliche Zeitreise von 1900 bis heute. Unter dem Dach lebt und arbeitet Anka Kröhnke, Künstlerin in dritter Generation.
Die erste Vernissage im Mai 2004 zog Kunstliebhaber in den Bann der abgelegenen Schönheit des Hauses. Seitdem wechseln die Ausstellungen zwei- bis viermal im Jahr. Zurzeit zeigt die Schau die Arbeiten von fünf Künstlern aus drei Generationen einer Familie: Waldemar Rösler, Oda Hardt-Rösler, Louise Rösler, Walter Kröhnke und Anka Kröhnke. Was sie eint, unterscheidet sie auch: Die Kunst. Einen Familienstil suchen Betrachter vergebens.
Die erste Generation
Expressionismus und Tradition durchströmten zwar Waldemar Rößler (1882-1916), allerdings stemmte er sich diesen entgegen. Für ihn gebe es nur gute Kunst von einzelnen starken Persönlichkeiten, keine Richtungen. Das schrieb er in der Zeitschrift „Kunst und Künstler". Nach seinem Studium an der Königsberger Kunstakademie heiratete er Oda Hardt. Er freundete sich mit Max Liebermann (1847-1935) und Max Beckmann (1884-1950) an. In Berlin widmete er sich ganz der Kunst, bevor er im Jahr 1914 zur Landwehr eingezogen wurde. Zwei Jahre später nahm sich Rösler zermürbt vom Krieg das Leben.
Oda Hardt (1880-1965) studierte als einzige Frau an der Königsberger Kunstakademie. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Waldemar kennen und lieben. Mit der Geburt ihrer Zwillinge Louise und Fritz unterbrach sie ihr vielversprechendes Kunstschaffen. Die folgenden 25 Jahre widmete sie voll und ganz ihren Kindern. Nach dem Tod ihres Ehemanns zog sie scheinbar ruhelos umher, bevor sie im Berlin des Jahres 1929 sesshaft wurde. In der Hauptstadt begann sie wieder zu malen. Unter anderem Stillleben und Porträts.
Die zweite Generation
Odas Tochter Louise Rösler erblickte im Jahr 1907 das Licht der Welt. Anders als ihre Mutter ließ sie sich durch nichts von der Kunst abbringen. Ihr Mann Walter Kröhnke inspirierte sie, bis er in den Krieg musste. Louise malte tapfer weiter. Ihre Tochter Anka und ihre Kunst hielten sie am Leben. Mit ihnen überwand sie Bombardierungen, Ängste, Evakuierung. Und die Vermisstenmeldung ihres Mannes. Auch nach dem Krieg malte sie auf allem, was sie fand. Sie starb 1993 in Hamburg.
Walter Kröhnke (1903-1944) teilte ihre Leidenschaft. Schuf Kunst ohne Unterlass und litt, als Hitler die Macht ergriff. In den sieben Jahren von 1933 bis 1939 entstand der Hauptteil seiner Werke, inspiriert von Mittelmeerlandschaften und seinem fünfjährigen Aufenthalt in Paris. Als er 1939 einberufen wurde, verstummte seine Kunst. Walter Kröhnke sollte nie wiederkehren.
Die dritte Generation
Geprägt von ihren Eltern. Besonders von ihrer Mutter, mit der sie die Nachkriegsjahre allein lebte. So beeinflusst entwickelte Anka Kröhnke, geboren 1940, ihre Kunst mit einem völlig anderen Material: Textil. Farbig. Kräftig. Heiter und in Harmonie. Das zeichnet ihre Arbeiten aus. Bis heute lebt und schafft sie im Atelierhaus Rösler-Kröhnke. Und wer sie besucht, bekommt mit etwas Glück und Zuversicht eine Privatführung durch drei Künstlergenerationen.