Ramona Seyfarth zeigt auf drei eingerahmte Papiere aus ihrer Serie Trans_Plantation.
Geknüllt. Mit Forstkreide auseinandergezogen. Eingefärbt. Mit Malerkrepp repariert. Mit jeder Wiederholung schälen sich Schichten und Fetzen des Papieres Stück für Stück raus. Mit ihrere Serie „Trans_Plantation" zeigt Ramona Seyfarth nachhaltig, wie sich Papier mit der Zeit und Nutzung verändert.

Ramona Seyfarths Empathie für die Welt

Ein Appell an die Menschlichkeit. Die experimentellen Arbeiten von Ramona Seyfarth fangen Hoffnung, Empathie und Mitgefühl dieser Welt ein. Das Land MV kaufte ihre Kunst 2023 zum zweiten Mal an. Ein Besuch im neuen Atelier der Künstlerin. 

Rund 60.000 Papierboote häufen sich unter 566 Fliesen. Aufgebaut zeigt die Installation „Over the Edge" die Silhouette des Mittelmeeres. Die Boote aus transparentem Butterbrotpapier bilden dann einen weißen Teppich – knapp acht Meter lang und 3,5 Meter breit.

Hoffnung und Angst 

Die Arbeit ist Ausdruck für Hoffnung und Angst der Flüchtlingskrise 2015. Damals häuften sich die Nachrichten von zunehmenden Schiffsunglücken auf dem Mittelmeer.

„Die Situation der Geflüchteten, die hoffnungsvoll über das Mittelmeer nach Europa flohen, schockiert mich bis heute", sagt Ramona Seyfarth. Für jedes gesunkene Boot schob sie nachträglich ein schwarzes Papierschiffchen zu den weißen.

Internationale Impulse

Politik. Nachaltigkeit. Klimaschutz. Ramona Seyfarth verarbeitet internationale Themen zu experimenteller Kunst. Die Neubrandenburgerin ist international vernetzt. Stipendien führten sie nach Südkorea, Japan, Rumänien und Kenia. Die Eindrücke fließen in ihre Kunst ein.

Die Künstlerin entwickelt ihre Werke stetig weiter. Und wie ist das, ihre Arbeiten nun an den Landeskunstbesitz abzugeben? „Es ist ein gutes Gefühl. Ich lege meine Arbeiten in vertrauenswürdige Hände", sagt Ramona Seyfarth.

Ramona Seyfarth links begrüßt vier Vertretende der Kommission für den Landeskunstankauf in ihrem Atelier.
Ramona Seyfarth begrüßt die Kommission des Landeskunstankaufs in ihrem Atelier: Prof. Rozbeh Asmani (2.v.l), Dr. Merete Cobarg (Mitte) und Dr. Kornelia Röder (r.). Begleitet von Marthe Ruhnau aus dem Kulturministerium.
Ramina Seyfarth steht vor einer Vitrine mit einer Stoffarbeit und drei gerahmten kleineren Arbeiten.
Seit Kurzem arbeitet Ramona Seyfarth mit ihrer Frau Rico in einem eigenen Atelier. Endlich ein eigener Raum etwa für die Präsentation ihrer Arbeiten für die Kommission für den Kunstankauf. Hier steht die Künstlerin vor ihrer vierteiligen Objektgruppe „Das X markiert den Punkt" aus dem Jahr 2020.
Ein blaues Papier gerahmt hängt an der Wand. Rechts daneben eine gefaltete Rettungsdecke in einer kleinen Tüte.
Ramona Seyfarth appelliert an die Menschenrechte. Eine gefaltete Rettungsdecke „Home_0" (links) hängt unscheinbar, fast naiv an der Wand. Geöffnet offenbart sie ihre Botschaft. Sie gehört seit 2023 zum Landeskunstbesitz.
Ramona Seyfarth vor ihren Arbeiten. In der Hand hält sie ein aufgeschlagenes Buch.
Ihre Fotoarbeiten dokumentiert Ramona Seyfarth in einem Buchband. Ähnlich wie „24 Hours" setzt sie analog aufgenommene Fotos wie ein Mosaik zusammen.

Die Künstlerin Ramona Seyfarth

Ramona Seyfarth gestikuliert vor zwei Arbeiten aus ihrer Serie 24 Hours. Fotoarbeiten in Rahmen hängen hinter ihr an der Wand.
Ihre Serie „24 Hours" begleitet Ramona Seyfarth seit Jahren. In sekündlichen Abständen nimmt sie analog über 24 Stunden immer die gleiche Szene auf. Mehrere tausend Fotos minimieren sich auf eine Ansicht. Es geht ihr um das mechanische Erleben der Zeit.

Ramona Seyfarth ist Künstlerin mit Leib und Seele. Gleich nach ihrem Abitur nahm die gebürtige Neubrandenburgerin an der Fachhochschule Koblenz das Studium der Freien Kunst auf. Ihr Studienschwerpunkt Glas zieht sich bis heute durch einige ihrer Arbeiten. Sie absolvierte den Bachelor of fine arts 2011 und schloss gleich danach das Masterstudium Freie Kunst an.  Während ihres Studiums waren ihre Werke in mehreren Ausstellungen zu sehen. International zum Beispiel in Straßburg, und vor allem national. Zu ihren Ausstellungen.

 

29.11.2017

Rückblick: Kunstankauf bei Ramona Seyfarth 2017

Ramona Seyfarth steht zwischen ihrer Kunst und spricht mit einer Frau.
Die Arbeit "Once upon a time" fordert den Betrachter zum Perspektivwechsel auf, dazu die eigene Haltung zu ändern.

Papier-Friedenstauben drängen aus Oma Trautes Koffer in Erinnerung an den Holocaust. Kleine Rettungsschiffe aus Butterbrotpapier dicht an dicht stehen stellvertretend für hunderte Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa drängen. Empathie für die Welt und ihre Facetten ist es, die Ramona Seyfarths Kunst auszeichnet.

Unbedeutende Gegenstände und die Fragilität der Welt

Sie setzt scheinbar unbedeutende Gegenstände den Inhalten und Eindrücken des Alltags aus und zeigt die Fragilität der Welt auf. Wie diesen Spielzeugsoldaten in ihrer Arbeit „Once upon a time", der triumphierend über hunderten geschmolzenen Kunststoffsoldaten auf einem Kinderstuhl thront. Ist er Sieger? Über wen wird er herrschen, wenn doch alle anderen zerstört wurden? Betrachter würden sich häufig neben den Stuhl hocken, um die Perspektive des Spielzeugsoldaten zu verstehen, erzählt die Künstlerin. „Der Perspektivwechsel ist die Botschaft", sagt sie. 

Das eigene Erleben verschmilzt mit dem Werk

Der Wechsel der Perspektive ist es auch, den die gebürtige Neubrandenburgerin bei der Entstehung ihrer Werke erlebt. Mit hohem Aufwand, in langwierigen Prozessen entstehen Arbeiten wie „24 hours 26.04.2013". Eine fotografische Arbeit aus 30.000 bis zur Unkenntlichkeit verkleinerten Einzelfotos. Alle aus der gleichen Perspektive aufgenommen. Alle an einem einzigen Tag entstanden. „Alle drei Sekunden habe ich den Auslöser betätigt", sagt Ramona Seyfarth. Das Ergebnis ist eine „Skizze über den Versuch, die Zeit auszuhalten und den Raum als Projektion der eigenen Muster zu erkennen".

Atelierbesuche von 2017 bis heute

Blätter mit gezeichneten Gesichtern liegen übereinander auf einem Tisch.

Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit 1994 kauft MV Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des Landes für die Nachwelt auf. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählt Kunstschaffende aus und besucht sie in ihren Ateliers. Überblick über die Kunstschaffenden...