Mehr Raum für Musik
Die Mecklenburgische Staatskapelle hat einen neuen Raum für ihre Proben. Die Instrumente des Orchesters erklingen nun in der ehemaligen Reithalle des Marstalls. Einem historischen Ort, der nicht zum ersten Mal vom Theater genutzt wird. Ein Blick in die Geschichte des Schweriner Marstalls und den neuen Probenraum:
Warum heißt es – Marstall?
Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen Wort „marahstal“ ab. „Marah“ bedeutete dort „Pferd“.
Nachdem Großherzog Paul Friedrich 1837 von Ludwigslust zurück ins Schweriner Schloss gezogen war, brauchte er ein Gebäude, das groß genug für all seine Pferde und Kutschen war. Und eine Reithalle. Die Bauarbeiten begannen 1838 und dauerten vier Jahre. Gebaut wurde das Gebäude nach den Plänen von Georg Adolph Demmler.
Von seinem Marstall hatte der Großherzog allerdings gar nichts: Er starb im März 1842 und sein Sohn, Friedrich Franz II., übernahm den Thron. Seine heutige Gestalt erhielt das auffällige Gebäude am Rande der Altstadt zwischen 1854 und 1873 durch Um- und Ausbauten von Hofbaumeister Hermann Willebrand.
Um ihre Pferde und Kutschen kümmerte sich die großherzogliche Familie natürlich nicht selbst. Dafür hatte sie Personal. Pferdeburschen, Stallmeister, Wagenmeister. Auch sie wohnten im Marstall.
Als Großherzog Friedrich Franz IV. 1918 abdankte, begann für den Marstall eine wechselvolle Nutzung. 1938 wurde aus ihm eine Polizeikaserne, nach dem Krieg eine Kaserne der sowjetischen Besatzungsmacht. Mitte der 1950er-Jahre zogen Behörden ein, unter anderem die Bau-Union Schwerin, das Bezirksbauamt und der Rat des Bezirks Schwerin. Die Reithalle wurde sportlich und kulturell genutzt. Von 1997 bis 2011 befand sich darin das Technische Landesmuseum.
Nach der Wiedervereinigung wurden die Seitenflügel von verschiedenen Ministerien genutzt. Aktuell hat im rechten Flügel das Sozialministerium seinen Sitz, im linken das Bildungsministerium – und in der Reithalle dazwischen die Mecklenburgische Staatskapelle ihren Probenraum.