Die Visionen des Käpt‘n K.
Mehr Anerkennung in Politik und Gesellschaft. Mehr Kunst am Bau. Mehr Hilfe im Förderdschungel. Gern auch mehr Geld: Visionen für die künftige Kulturpolitik gab es auf der regionalen Kulturkonferenz in Güstrow reichlich. Sie zu entwickeln, war kein Kinderspiel. Auch wenn die Gedanken zwischen Spielsachen zusammengetragen wurden.
Schaukelpferd. Kinderbücher. Autowippe. Wickeltisch. Der Blick stutzt, wandert noch einmal zum Zettel an der Wand: Workshop 7. Das ist hier. Kreisverwaltung. Erster Stock. Jugendamt. Kinderecke. Tino Bittner schiebt Malsachen und Plüschteddy beiseite, legt Textmarker, buntes Papier, Kreide und Kreppband dazu. Es ist Samstag. Kurz nach elf. Ein paar Minuten noch, dann wird er hier mit Gedanken spielen. Eine gute Handvoll Stühle und bunte Hocker füllen sich. Türen, die Tino Bittner schließen könnte, gibt es nicht. „Freiraum für Visionen“ heißt sein Seminar.
Mehr Wertschätzung, bitte!
Die Tagung in Güstrow ist die zweite von vier regionalen Konferenzen, an denen Kulturschaffende, Initiativen, Vereine, Verbände sowie Vertreter der Kreativwirtschaft, des Tourismus und der kulturellen Bildung die Möglichkeit erhalten, sich mit Ideen in die Erarbeitung kulturpolitischer Leitlinien einzubringen. Im Mittelpunkt stehen Vernetzungen, ländliche Räume, Förderungen, kulturelle Bildung und Teilhabe, Qualifikationen. Und Visionen. Tino Bittner, selbst freischaffender Künstler, verteilt leere Zettel. Im Raum steht die Frage: Was wollen wir haben und wie können wir das erreichen? Gedanke um Gedanke füllen sich die Blätter. In einem Wort zusammengefasst, steht über allem der Wunsch nach mehr Wertschätzung. Politisch und gesellschaftlich.
Grundeinkommen für Künstler?
Aufgedröselt entfächert sich dahinter eine breite Palette an Anregungen. Wünschen. Forderungen. Zum Beispiel nach einer neuen Kulturanalyse, die die kulturelle Vielfalt im Land erfasst. Nach mehr Kunst am Bau, vor allem an Schulen. Nach Agenturen, die sich als zertifizierte Schnittstelle zwischen Künstlern und Behörden um Förderanträge kümmern. Nach einer Stärkung der Kreiskulturräte. Und auch wenn sich Kultusministerin Birgit Hesse wünscht, dass sich die Leitliniendebatte nicht allein auf Geld konzentriert: Einen breiten Raum nimmt auch dieses Thema ein. Nicht nur in Workshop 7. Gut drei Stunden lang fliegen die Gedanken hin und her. Über die Bedeutung von Kunst und Kultur für Wirtschaft, Bildung, Gesellschaft, Tourismus. Festgefahrene Strukturen in den Ministerien. Schlechte Nahverkehrsanbindungen, die die Wege zu kulturellen Angeboten erschwerten. Über ein Grundeinkommen für Künstler. Künstlerische Vertretungen im Ausland. Kultur als Pflichtaufgabe. Oder ein eigenes Ministerium für Kultur, Kreativität und Medien. Stichpunkt um Stichpunkt gibt „Käpt‘n Kultur“, ein Papierkopf mit Fernrohr und Megafon, den Gedanken an der Pappwand ein Gesicht.
Sieben Workshops, ein roter Faden
Ein Blick auf die Uhr. 16.30 Uhr. Zeit für die Workshops, die gesammelten Ideen allen vorzustellen. Hier, im Saal des Kreistags, zeigt sich schnell: So unterschiedlich die inhaltlichen Schwerpunkte der Gruppen auch waren, Wünsche nach mehr Wertschätzung, Förderung, besserer Lobbyarbeit und zeitgemäßeren Verwaltungsstrukturen ziehen sich als roter Faden von Nummer eins bis sieben. Die Uhr schlägt sechs. Nach zehn Stunden ist für heute genug diskutiert. Geschafft, inspiriert und manchmal auch skeptisch, was nun aus all den Ideen wird, packen alle ihre Sachen. Am 12. März geht der Gedankenaustausch auf der dritten Regionalkonferenz weiter. Dann im Haus der Kultur und Bildung in Neubrandenburg. Hier die Dokumente der Kulturkonferenz in Güstrow - bitte klicken
Die Regionalkonferenzen
Mittwoch, 16. Januar 2019 in Schwerin - mehr Dienstag, 12. März 2019 in Neubrandenburg - mehr Donnerstag, 28. März 2019 in Stralsund - mehr