15.08.2017

Probenspiele für Musiker aus dem Ostseeraum

Thomas Hummel sitzt neben Kurt Masur und Kristjan Järvi.
Thomas Hummel (v.l.) mit dem inzwischen verstorbenen Kurt Masur und Star-Dirigent Kristjan Järvi.

Es war seine Idee. Das Baltic Sea Philharmonic. Thomas Hummel wollte mit einem multinationalen Orchester geografische und historische Grenzen überwinden und die besten Musiker aus Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Russland und Schweden zu einem Ensemble vereinen. Mit Kultur-MV sprach der Intendant des Usedomer Musikfestivals über tausend Musiker, überbewerteten Perfektionismus und unvergessliche Momente.

Das Baltic Sea Philharmonic verbindet zehn Ostseeanrainer-Staaten miteinander und bringt die besten jungen Musiker zusammen. Soweit die Theorie. Wie sieht das in der Praxis aus? Seit 2008 bringt das Baltic Sea Philharmonic Musiker und Menschen aus der gesamten Ostseeregion zusammen. Dafür versammeln wir das Ensemble jedes Jahr für mehrere Touren. In diesem Jahr sind es „Waterworks“ und „Baltic Folk“. Vor jeder Tour proben die Musiker gemeinsam in einem der Länder rund um die Ostsee, bevor es dann losgeht. Das Baltic Sea Philharmonic ist aber auch eine Plattform in der die neuesten musikalischen Ideen ausgetauscht werden, sich nicht nur Musiker unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft treffen, sondern sich auch Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen in unseren Konzerten inspirieren lassen. Seien Sie dabei, dann erleben Sie, wie länderverbindende Konzerte funktionieren!

Wie viele Mitglieder zählt das Baltic Sea Philharmonic? Für jede Tour versammeln wir ca. 100 Musiker. Wir verfügen dazu über ein großes Reservoir von mehreren tausend Musikern, so dass die Touren in diesem Umfang auch realisiert werden können.

Wie finden die Musiker zum Baltic Sea Philharmonic? Oder anders: Was muss ich als junger Musiker tun, um dort mitzuspielen? Wechselt die Besetzung regelmäßig? Wir veranstalten nach Möglichkeit in jedem Jahr intensive Probenspiele, zu denen Musiker aus dem Ostseeraum herzlich eingeladen sind. Auch hier versuchen wir neue Wege zu gehen. Die jungen Künstlern erhalten neben dem Vorspiel auch noch wertvolle Tipps unserer hochkarätigen internationalen Coaches. Wichtig ist uns vor allen Dingen, dass die Musiker eine besondere Haltung mitbringen, die es ihnen ermöglicht zu wachsen und mehr aus sich zu machen. Leidenschaft, Innovationsfreude und die Liebe zur Ostseeregion, ihrer Natur und Kultur ist neben dem musikalischen Können wichtig. Perfektionismus oder besonders virtuoses Spiel braucht es aber nicht einmal, um bei uns dabei zu sein.

Hätten Sie am Anfang Ihrer Idee gedacht, dass „Ihr Baby“ - das Baltic Sea Philharmonic - so groß werden würde? Man hat zwar eine Vision, kann aber nicht vorhersehen wie und auch nicht wie schnell sich so ein Projekt entwickeln wird. Inzwischen sind wir sehr erfolgreich gewachsen. Konzerte führten uns zum Beispiel ins Pariser Theatre du Champs-Elyseé, die Berliner Philharmonie oder bald auch in die Elbphilharmonie Hamburg. Wir sind 2015 Europäischer Kulturpreisträger geworden, Hans-Dietrich Genscher war unser Laudator. Kurt Masur (†), der Ehrenschirmherr des Orchesters lobte das Ensemble für seinen besonderen Geist und spielte gleich drei Konzerte mit uns. Das alles waren unvergessliche Momente, die mich unglaublich stolz machen und von denen ich mir wünsche, dass es mehr werden. Abzusehen war es aber nicht.

Nach zahlreichen Auftritten. Wo soll die Reise noch hingehen? In diesem Jahr erwartet uns noch zwei Touren: zum einen die „Baltic Folk“-Tour, die von Visby, auf der schwedischen Insel Gotland nach Wiesbaden zum Rheingau Musik Festival und schließlich zu den Meraner Musikwochen in Italien (Südtirol) führt. Und der zweite Teil unserer „Waterworks“-Tour durch Deutschland. Es wird ein spektakuläres Konzerterlebnis, eine Kombination von Musik, Licht, Sounddesign, Projektionen und Choreografien, die man auch in der bereits ausverkauften Elbphilharmonie in Hamburg erleben wird. Zum Sommerkonzert des Usedomer Musikfestivals am 26. August sind aber noch Karten frei. Gerade in Mecklenburg-Vorpommerns größtem Industriedenkmal, dem Kraftwerk in Peenemünde kann man dann „Waterworks“ erleben – ein besonderes Erlebnis, auf das ich mich sehr freue.