Florentina Holzingers erste Oper
Die Choreographin und Performance-Künstlerin Florentina Holzinger inszeniert ihre erste Oper, den Einakter „Sancta Susanna“ von Paul Hindemith. Die Uraufführung soll am 30. Mai 2024 in Schwerin stattfinden.
Anschließend soll die Produktion im Juni 2024 bei den Wiener Festwochen gezeigt werden sowie ab Oktober 2024 an der Staatsoper Stuttgart und im November 2024 an der Berliner Volksbühne. Die Inszenierung mit dem Arbeitstitel „Sancta“ ist eine Koproduktion des Mecklenburgischen Staatstheaters, der Staatsoper Stuttgart, der Wiener Festwochen, Holzingers Firma neon lobster und der Berliner Volksbühne.
Florentina Holzinger ist bekannt für spektakuläre Performance-Inszenierungen. Ihr Stück „Ophelia's Got Talent“, in dem Casting-Shows auf eine feministische Weise thematisiert werden, galt als einer der aufregendsten Beiträge beim Berliner Theatertreffen in diesem Frühjahr. Für Holzinger ist der Schritt zur Oper folgerichtig. „Meine Shows haben viel mit Oper gemeinsam.“
Der Hindemith-Einakter soll mit einer „feministischen Messe“ mit Neukompositionen und geistlicher Musik ergänzt werden, wie der Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters, Hans-Georg Wegner, sagt. Die Form der Messe führt Holzinger auf ihr katholisches Aufwachsen zurück. Während im Orchestergraben auch Männer sitzen, werden auf der Bühne ausschließlich Frauen agieren - Sängerinnen, Tänzerinnen, Performerinnen. Auch Holzinger selbst will auftreten.
„Wenn das Wort ‚spektakulär‘ auf ein Theaterereignis passt, dann auf diese Produktion mit Florentina Holzinger und der Staatsoper Stuttgart mit Premiere in Schwerin“, sagt Hans-Georg Wegner. „Und wir fahren wieder nach Wien: Das Mecklenburgische Staatstheater war 1985 schon einmal bei den Wiener Festwochen – mit Christoph Schroths ‚Antike-Entdeckungen‘. Jetzt sind wir stolz, mit Florentina Holzinger die spannende Theatergeschichte dieses Hauses weiterschreiben zu können!“
Hintergrund
Florentina Holzinger ist eine österreichische Choreografin, Regisseurin und Performancekünstlerin. Sie studierte Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten. Ihre Diplom-Soloarbeit „Silk“ wurde beim Festival ImPulsTanz 2012 mit dem Prix Jardin d’Europe ausgezeichnet. Ihr 2015 uraufgeführtes zweites Solowerk „Recovery“ ist eine experimentelle Betrachtung eines traumatischen Bühnenunfalls, den sie erlitten hatte, und setzt sich kritisch mit verschiedenen Arten weiblich gelesener Repräsentation sowie mit dem vollen Potenzial von Körperlichkeit auseinander.
In ihren jüngsten Arbeiten hat sie die Narrative des Balletts weiter seziert: zunächst mit „Apollon“ (2017), einer Auseinandersetzung mit George Balanchines’ „Apollon musagète“ aus den 1920er-Jahren, gefolgt von „TANZ“, einem Aktionsballett, das über Tradition und Erzählung, ausgehend vom romantischen Ballett „La Sylphide“, reflektiert. 2020 präsentierte sie an den Münchner Kammerspielen erstmals das Werk „Étude for an Emergency“, eine musikalische Komposition für zehn Körper und ein Auto. Im selben Jahr wurde „TANZ“ von Theater heute als „Beste Aufführung des Jahres“ und mit dem NESTROY-Preis für die Beste Regie ausgezeichnet sowie zum Theatertreffen eingeladen.
2021 kreierte Holzinger für die Ruhrtriennale das groß angelegte Stück „A Divine Comedy“. Für ihre Performance in diesem Stück wurde die Künstlerin Beatrice „Trixie” Cordua mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet. Holzingers jüngste Kreation, „Ophelia’s Got Talent“ (2022), entstanden an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, wurde zum Theatertreffen 2023 eingeladen. Außerdem wurde sie 2023 u. a. als Beste Regisseurin (Theater heute) und für die beste Produktion („Orphelia’s Got Talent“) ausgezeichnet.