06.09.2024

Bundesverdienstkreuz für Helga Schubert

Ein Porträt von Helga Schubert.
Helga Schubert

Ihre Bücher sind Werke wie „Lauter Leben“. „Die Judasfrauen“. Oder „Vom Aufstehen“. Helga Schuberts Schaffen – ein Beispiel für „gelebte Werte der Demokratie“. Dafür erhält die in MV lebende Schriftstellerin nun das Verdienstkreuz am Bande. 

Als sie die Einladung nach Berlin öffnete, habe sie zunächst gedacht, sie solle nur Staffage sein. Dabei sein, wen wer anders das Bundesverdienstkreuz bekommt, sagt die 84-Jährige in einem Interview mit dem Schweriner Lokalsender Schwerin TV. Als sie realisiert, dass sie selbst die Auszeichnung erhalten solle, sei sie „völlig perplex“ gewesen. Sie habe sich gefragt, ob sie vielleicht eine bestimmte Quote erfülle. „Und dann habe ich gedacht: Vielleicht sind es wirklich meine Bücher.“ 

Ein Leben voller Geschichten

Helga Schubert wurde 1940 in Berlin geboren, wohnt jetzt in der Nähe von Schwerin. Sie arbeitet in der DDR als Psychologin. Schreibt, seit sie Anfang 20 ist. Ihre Texte: Gedichte und Geschichten, Gedanken und Träume. Zunächst schreibt sie nur für sich. Mitte der 1970er-Jahre werden ihre Texte sichtbar. Ihr erster großer Erfolg: „Lauter Leben“, eine Kurzgeschichtensammlung. Bis zuletzt nimmt die Staatssicherheit die unangepasste Schriftstellerin ins Visier.

Nach der Wende macht sich Helga Schubert vor allem durch „Judasfrauen“ einen Namen. Ein dokumentarisches Werk über zehn Frauen, die im Dritten Reich zu Denunziantinnen geworden sind. Weitere Bücher folgen. Und 2020 der Ingeborg-Bachmann-Preis. Für ihr Buch „Vom Aufstehen“, in dem Helga Schubert ihr Leben in Geschichte und Geschichten erzählt. 

Gelebte Werte der Demokratie

Nun erhält sie das Bundesverdienstkreuz am Bande. „In ihrem Werk verarbeitet die Schriftstellerin und Psychologin Helga Schubert kunstvoll Erfahrungen und Beobachtungen aus ihrem Alltag. Darin greift sie immer wieder grundlegende gesellschaftspolitische Themen auf. Ihre Geschichten erzählen von einer Kindheit im Krieg, von Flucht, von der Auseinandersetzung mit dem SED-Regime. Schon in der DDR war sie politisch aktiv, weswegen sie von der Stasi über viele Jahre observiert wurde. 1989 gehörte sie zu den ersten Demonstrierenden in Berlin, und sie wirkte am Zentralen Runden Tisch in Ost-Berlin mit, der den Weg zu freien Wahlen mitbereitete. Bis heute erhebt Helga Schubert ihre Stimme für einen konstruktiven Dialog über Geschichte wie Gegenwart. Als engagierte Schriftstellerin setzt sie sich für ein gesellschaftliches Miteinander ein, das auf Ausgleich, Verständigung und Übernahme von Verantwortung setzt – den Stärken eines freiheitlich demokratischen Staates“, heißt es in der von ihrem Verlag, dem Verlag dtv, veröffentlichten Begründung. 

Die Verleihung des Preises findet am 1. Oktober im Schloss Bellevue in Berlin statt und steht unter dem Motto „Gelebte Werte der Demokratie“.  

Filmtipp

3. Oktober 2024, 13 Uhr, NDR: Sonntagskind – Das Leben der Helga Schubert 

Das Bundesverdienstkreuz

Das Bundesverdienstkreuz ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Die Auszeichnung würdigt nach Angaben des Bundespräsidialamtes politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland. Der Verdienstorden ist die höchste Anerkennung der Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl und nicht mit Geld dotiert. Den Verdienstorden gibt es seit 1951. Und in acht Stufen. Das Verdienstkreuz am Bande ist eine davon. 

Verliehen werden die Verdienstorden vom Bundespräsidenten – überreicht jedoch meistens von den Ministerpräsidenten oder den Ministerpräsidentinnen der Länder. Sowie von Ministerinnen bzw. Ministern von Land und Bund oder (Ober)Bürgermeister/innen. Der Bundespräsident händigt sie nur selten persönlich aus. Diese Tage sind fest terminiert: in zeitlicher Nähe zum 23. Mai (Verfassungstag), zum 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) und zum 5. Dezember (Internationaler Tag des Ehrenamtes). 

Quelle: Bundespräsidialamt