21.06.2020

Helga Schubert gewinnt Bachmannpreis

Eine Frau von hinten. Sie steht vor einem Mikrofon und blickt auf mehrere Monitore. Auf einem Monitor sind mehrere Frauen und Männer zugeschaltet. Auf einem anderen ist Helga Schubert zu sehen. Auf einem dritten das Logo vom Bachmannpreis.
Der Ingeborg Bachmannpreis 2020 geht an Helga Schubert. Verliehen per Videoschalte.

Die Schriftstellerin Helga Schubert aus Neu Meteln bei Schwerin hat den renommierten Bachmannpreis gewonnen. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gilt als einer der wichtigsten Preise für deutschsprachige Literatur.

Die gebürtige Berlinerin setzte sich mit einem Text über eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung gegen 13 andere Kandidatinnen und Kandidaten durch. Für Schubert war es der zweite Anlauf zum Wettbewerb: 1980 scheiterte ihre Ausreise aus der DDR. Von 1987 bis 1990 war sie schließlich Mitglied der Jury.

Schuberts Text „Vom Aufstehen” berührte die Jury. Sie schreibt darin über die Lebenserfahrungen einer Tochter mit ihrer vom Weltkrieg geprägten Mutter. Sie selbst wurde 1940 geboren, der Vater starb ein Jahr später als Soldat.

Eine Frau liege im Bett und zögere das Aufstehen hinaus, ein klassisches literarisches Motiv, das Erinnern an die Mutter, sagte Insa Wilke in der Laudatio. 80 Jahre Leben, 20 Minuten Lesezeit – der Stoff hätte eine Geschichte der Katastrophe sein können, aber sie zeige, wie man Frieden mache.

Die Klagenfurter Bürgermeistern Maria Luise Mathiaschitz gratulierte der Preisträgerin. Auf die Frage des Moderators, wie sie den Wettbewerb erlebt hatte, sagte sie, sie habe ihn vom ersten bis zum letzten Moment verfolgt. „Ich bin unglaublich glücklich”, so die 80-Jährige, die live zur Preisverleihung im österreichischen Fernsehen zugeschaltet war.

Schubert war Diplompsychologin und war gleichzeitig seit 1975 Mitglied im Schriftstellerverband. Sie lebte bis 2008 in Berlin und zog dann mit ihrem Mann, dem Psychologen, Maler und Schriftsteller Johannes Helm, nach Nordwestmecklenburg. Dort eröffneten die beiden eine Galerie.

Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur fanden dieses Mal wegen der Corona-Pandemie virtuell statt. Die Lesungen der Autoren waren vorher aufgezeichnet, die Jury diskutierte live vom Homeoffice aus.

Der Bachmannpreis, der an die in Klagenfurt geborene Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) erinnert, gilt als besonders wichtige Würdigung im deutschsprachigen Literaturbetrieb.