Welch ein Schatz!
Sieben Schwerter. 6000 Silbermünzen. Ein Topf voller Schmuck. So sieht Landesgeschichte aus! Zum Vorschein gekommen ist sie in der Mecklenburgischen Seenplatte und auf Rügen.
Nähern darf man sich den Zeugnissen vergangener Zeiten nur mit Handschuhen. Detlef Jantzen beugt sich über einen Tisch, greift vorsichtig nach einem der Schwerter. Die Oberfläche glänzt. Die Ornamente sind gut zu erkennen. Kaum zu glauben, dass sie aus der Bronzezeit stammen, rund 3000 Jahre alt sind.
Aufgespürt wurden die Fragmente im vergangenen Jahr von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern in der Nähe von Mirow. Jetzt wurden sie erstmals öffentlich gezeigt. Landesarchäologe Jantzen vermutet, dass die Relikte bereits vor langer Zeit beim Ausbaggern eines Grabens an die Oberfläche gelangt sind und mit dem Bagger weitläufig über die Wiese verteilt wurden. Akribisch spürten die Finder die Fragmente auf. Im Ergebnis konnten die Schwerter fast vollständig wieder zusammengesetzt werden. Wie sie einst unter die Erde kamen? Vermutlich als Opfergaben, die in der Niederung versenkt wurden, sagt der Archäologe. Solche „Deponierungen“ seien zwar nicht ungewöhnlich. So viele bronzezeitliche Schwerter an einer Stelle – das habe man bislang jedoch noch nie entdeckt, heißt es aus dem Kulturministerium.
Silber im Wert von 34 Ochsen
Neben den Schwertern, eingepackt in kleine, durchsichtige Tüten, liegen umgerechnet 34 Ochsen oder 335 Schweine. So viel seien die 6000 Silbermünzen von Rügen in ihrer Zeit, dem 11. Jahrhundert, Wert gewesen, sagt Jantzen und macht den materiellen Wert des 6,7 Kilogramm schweren Silbers damit etwas greifbarer. Der Wert für die Wissenschaft und die Landeskunde sei hingegen unermesslich. Anhand der Prägungen weiß der Fachmann, dass die Münzen aus aller Herren Länder stammen: Aus dem westlichen Deutschland, aus der Region um Meißen-Oberlausitz, aus England, Dänemark, Böhmen und Ungarn. „Bei dem Fund handelt es sich um den bisher größten slawenzeitlichen Münzschatz der Nachkriegszeit“, so das Ministerium.
Im Ehrenamt ans Licht der Zeit
Keine Armlänge neben den Münzen geht es bei der Präsentation im Depot Schwerin buchstäblich schmuck weiter. Mit Ringen für Finger und Hals. Und einer Perlenkette. Sie wurden zusammen mit 1700 Münzen und zwei Reliquienbehältern in Form einer Kaptorga und eines Kruzifixes in Mölln bei Neubrandenburg entdeckt. Auch sie stammen aus dem 11. Jahrhundert. Und damit aus einer Zeit, in der der christliche Glaube hier noch nicht verbreitet war, so Jantzen.
Ob oder wann die Funde einmal ausgestellt werden – das ist noch unklar. Zunächst einmal müssen sie inventarisiert und von Restauratoren und Wissenschaftlern unter die Lupe genommen werden, sagt Detlef Jantzen.
So unterschiedlich die Funde und ihre Orte auch sind, eines haben sie gemeinsam: Entdeckt wurden sie von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegerinnen und -pflegern. „Dafür möchte ich mich herzlich bedanken“, sagt Kulturministerin Bettina Martin.