Schnack aus der Kiste
Wenn Charlie den Hut aufhat und mit Kaspar un de Klabauterkatt, Donnerkeilen und versteinerten Seeigeln aus der Kiste steigt, beginnt für Kinder eine Reise durch die Zeit. Durch Bräuche. Traditionen. Geschichte und Geschichten des Landes. Heimatschatzkiste öffne dich!
Ob sie einen Schatz entdecken wollen? „Jaaa!“, hüpft, tanzt und zappelt es aus Romy, Logan, Matti, Lea und Kimberly heraus. Die geheimnisvolle Holzkiste, die Johanna Bojarra auf den Spielteppich setzt, steht schon seit ein paar Wochen in ihrem Gruppenraum. Groß wie ein Umzugskarton. Bemalt mit einem tanzenden Mädchen und einem Rad schlagenden Jungen. Romy, Logan, Matti, Lea und Kimberly rutschen dicht heran. Johanna Bojarra hebt den Deckel. Was darunter zum Vorschein kommt – Johanna Bojarra kennt es in- und auswendig. Sie kommt vom Heimatverband, der im Auftrag des Bildungsministeriums alle Kitas und Horte im Land mit einer Heimatschatzkiste ausgestattet hat. Johanna Bojarra leitet das Projekt seit August. Normalerweise schult sie Erzieher darin, die Sachen in den Kita-Alltag einzubinden. Im „Hummelnest“ in Ventschow entdeckelt sie die Kiste nun zum ersten Mal gemeinsam mit Kindern.
Donnerkeil trifft Lütt Matten
und die weiße Muschel
Bücher! Karten! Murmeln! Mit großem Oooohhh fischen zehn kleine Hände nach dem Inhalt. Bernstein. Donnerkeil. „Kaspar un de Klabauterkatt“. „Lütt Matten und die weiße Muschel.“ Zeichenkohle. Plattdeutsches Memory. Stück für Stück füllt sich der Teppich. „Und was ist das?“ Lea greift nach einem braun-weißen Klumpen in Johanna Bojarras Hand. „Das ist der Sternberger Kuchen.“ Kuchen? Lea schüttelt skeptisch den Kopf. „Das ist doch ein Stein!“ Ja, ein ganz besonders altes Gestein, lässt sie sich erklären. Das es nur hier, wo sie wohnt, gibt und sonst nirgendwo auf der Welt. Ein Schatz aus der Heimat eben. Heimat. Für Romy, Logan, Matti, Lea und Kimberly sind das noch böhmische Dörfer. Sie sind erst vier, fünf und sechs Jahre alt. „Genau das war die große Herausforderung, vor der das Projekt stand“, erzählt Johanna Bojarra. Gut zweieinhalb Jahre lang hat der Heimatverband Ideen entwickelt, Partner ins Boot geholt, sich mit fachlicher Expertise und Liebe zum Detail an die Arbeit gemacht. Im Kern der Kiste geht es darum, schon Kita-Kinder spielerisch an die Kultur und Geschichte ihrer Heimat, an Bräuche und Traditionen und die plattdeutsche Sprache heranzuführen. „Dabei wollen wir den Heimatgedanken mit den Idealen von Weltoffenheit und Toleranz verbinden“, betonte Bildungsministerin Bettina Martin, als sie die Kiste im Sommer öffentlich vorstellte.
Erst die Kiste,
jetzt die Schulung
1500 Heimatschatzkisten hat der Heimatverband in den vergangenen Monaten verteilen lassen. Für jeden Hort und jede Kita. Auch Bibliotheken haben sie erhalten. „Nun geht es darum, die Erzieher mit dem Material nicht allein zu lassen“, sagt Johanna Bojarra. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt deshalb jetzt darauf, in Fortbildungen Tipps und Anregungen für den Einsatz der Kiste zu geben. „Das Interesse ist groß.“ Auch das „Hummelnest“ hat schon einen Termin vereinbart. Dann werden auch Romy, Logan, Matti, Lea, Kimberly „Kaspar un de Klabauterkatt“ auf ihren Abenteuern begleiten und mit Charlie auf Zeitreise durch Mecklenburg und Vorpommern gehen.