Wolf Karge steht nach der Preisverleihung an einem Rednerpult und spricht zu den Gästen.
Den Landeskulturpreis zu erhalten, sei für ihn eine „riesige Freude“, sagt Dr. Wolf Karge. „Ich weiß, dass die Zahl derer, die ihn verdient haben, sehr, sehr hoch ist.“
18.11.2022

Ein Tausendsassa der Kultur 

Die Urkunde befindet sich in einem dunklen Bilderrahmen.
Die Urkunde zum Landeskulturpreis. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.
Ein Mann spielt Saxophon.
Jürgen Plato begleitete die Preisverleihung mit Improvisationen am Saxophon und der Klarinette.

Wer sich für regionale Geschichte interessiert, kommt an ihm nicht vorbei: Dr. Wolf Karge. Seine Berufe lassen sich nicht an einer Hand abzählen. Und sind für ihn auch nach 50 Jahren vor allem eines: seine Berufung. Ein Lebenswerk, für das er den Landeskulturpreis 2022 erhalten hat.

„Ich habe da noch eine Sache gefunden.“ Wenn Wolf Karge „immer mal so, zwischendurch“ diesen Satz fallen lässt, wissen die Kollegen von „Zeitgeschichte regional“: Sein Spürsinn ist wieder auf etwas gestoßen. Auf die Lizenzurkunde für den Hinstorff-Verlag von 1947, zum Beispiel. Oder das Tagebuch einer Zeitzeugin. In jedem Fall auf eine Bereicherung für die nächste Ausgabe der Zeitschrift, plaudert Historiker Dr. Ortwin Pelc in seiner Laudatio aus dem Nähkästchen. 

Was hat es mit dem Teufelsbackofen auf sich? Wie rangen Hansestädte und Landesfürsten miteinander? Und was verband eine „sündige Königin“ und ein Rostocker Kloster? Wolf Karge kennt die Geschichte und ihre Geschichten. Und: Er erzählt sie. In Büchern. Ausstellungen. Aufsätzen. Für Fachleute und jedermann. „Mit viel Leidenschaft und Freude bewahren Sie die kulturelle Identität des Landes und öffnen sie für ein großes Publikum. Sie tragen dazu bei, dass wir uns in Mecklenburg-Vorpommern unserer Wurzeln bewusst sind“, hebt Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in ihrer Festrede hervor. 

Im Staatsarchiv nahm alles seinen Anfang

Wie wohl alles gekommen wäre, wenn Wolf Karge fast auf den Tag genau vor 50 Jahren nicht als Archivar im damaligen Staatsarchiv, dem heutigen Landeshauptarchiv, angefangen hätte? Oder nicht auf seinen Weggefährten Peter-Joachim Rakow gehört hätte, sein Wissen weiterzugeben? So manche Geschichte wäre dann sicherlich nicht erzählt worden. Und die Landesbibliographie würde vermutlich weit weniger als 800 Werke anzeigen. 

So aber widmet sich der 71-Jährige nun seit einem halben Jahrhundert der regionalen Geschichte, Kunst und Denkmalkultur. Als Archivar, Historiker, Publizist, Museologe, Dozent, Gutachter, Berater. In Vereinen und Verbänden. Auf Zeitreise vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Durch Kunst und Kultur. Und über die mecklenburgische Geschichte hinaus. 

Sein Wissen und Engagement führen ihn 1992 in den Kulturbeirat des Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur, in den Vorstand des Deutschen Museumsbundes und machen ihn seit 2000 zum Experten der Europäischen Kommission für die Evaluierung von Kulturprojekten.

Kein Museum, das er nicht kennt

„Wolf Karge setzt sich ein. Er interessiert und engagiert sich für eine Vielzahl von Themen und die Menschen, die dahinter stehen.“ Inzwischen, so erzählt sein Laudator, kenne Wolf Karge alle Museen im Land. Und fast alle Museumsmitarbeiter. 

Einem halben Jahrhundert seinem Beruf und seiner Berufung zu folgen, das erfordert oft auch einen langen Atem. Er jogge jedoch, erzählt er dem Publikum beim Festakt. „Dann wissen Sie jetzt, woher mein Durchhaltevermögen kommt.“ 

Den Landeskulturpreis zu erhalten, habe ihn sehr überrascht und gefreut, sagt Dr. Wolf Karge bei der Preisverleihung. Allen zu danken, die ihn begleitet haben, würde Stunden dauern. „Ich habe versprochen, die protokollarisch festgelegte Zeit einzuhalten.“ Wenn auch ungern, schiebt er hinterher. „Des das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ 

„Der Karge ist nicht immer bequem. Aber kompetent und zuverlässig.“ Das habe nach der Wende mal jemand zu ihm gesagt, als er sich für die Gründung eines Landesmuseumsverbands stark machte. „Vielleicht ist das die Kurzformel für einen Weg zum Landeskulturpreis. Herzlichen Dank für diese hohe Ehre.“ 

Wolf Karge steht mit der Urkunde in der Hand zwischen Kulturministerin Bettina Martin und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Bettina Martin hält einen Blumenstrauß in der Hand.
Ein Kulturpreis für einen Historiker? Wer an Kultur denkt, hat zunächst vermutlich Schlagworte wie Theater, Ausstellungen oder Konzerte im Kopf. „Kultur ist aber auch unsere Geschichte“, unterstrich Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (r.) beim Festakt. Sie überreichte die Auszeichnung gemeinsam mit Kulturministerin Bettina Martin.

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