Kultureller Spaziergang durch Putbus
Ein Spaziergang durch das älteste Seebad der Ostseeinsel Rügen führt Besucher zurück in die Zeit der Fürstenfamilie. Ihr Schloss wurde mittlerweile gesprengt. Dafür erzählen Theater, Orangerie, Pädagogium und Deutschlands letztes Rondell aus der herrschaftlichen Historie.
Das gesprengte Schloss
In Putbus stand bis zum Jahr 1962 ein Schloss. Wer heute durch den Schlosspark flaniert, erahnt das herrschaftliche Haus. Ursprünglich eine slawische Burg wurde es im Jahr 1371 zum dänischen Adelsbesitz.
Aus dem Rittersitz entstand im 17. Jahrhundert ein hufeisenförmiger Dreiflügelbau – typisch für die Renaissance. Später in den 1830er-Jahren wurde es zum klassizistischen Schloss umgebaut. Nach einem Brand – wahrscheinlich ausgelöst durch eine später eingebaute Heißluftheizung – lässt es Fürstin Louise mit neoklassizistischen Elementen wiederaufbauen. Es gehörte bis zum Jahr 1944 der Familie zu Putbus. Nach der Inhaftierung von Malte zu Putbus (1889-1945) stand das Schloss wegen dessen vermeintlicher Beteiligung am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 unter Zwangsverwaltung der NSDAP. Nach der Vertreibung 1945 verfiel das Haus immer weiter, wurde Anfang der 1960er-Jahre gesprengt und die Trümmer abgetragen.
Eines der ältesten Schauspielhäuser in MV
In der jüngsten Stadt und dem ältesten Seebad der Ostseeinsel Rügen besitzt Schauspiel noch Tradition – fürstliche Tradition. Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus (1783-1854) gründete im Jahr 1810 die Stadt und errichtete knapp zehn Jahre später das dazu passende Schauspielhaus – ganz in Weiß. Und noch heute gehört das Theater Putbus eigenen Angaben nach zu den schönsten und ältesten durchgängig bespielten Häusern in Mecklenburg-Vorpommern.
Eine Orangerie für Kunst und Kultur
Vor der Orangerie säumen Rosen den kunstvollen Lustgarten aus dem 18. Jahrhundert. Graf Moritz Ulrich I. zu Putbus ließ ihn nach französischem Vorbild anlegen. Die Orangerie oder das Treibhaus wurde anstelle des 1804/1805 abgebrochenen Belvedere und eines Eiskellers (1816-1819) errichtet. Der Berliner Architekt Friedrich August Stüler ließ die Orangerie 1853 umgestalten. Bis 1945 diente das Gebäude als Festsaal. Es wurde zur Akklimatisierung exotischer Pflanzen für den Park und als Winterquartier für die im Sommer um das Schloss aufgestellten Kübelpflanzen genutzt. Nach 1945 beherbergte das Haus teilweise Umsiedlerfamilien. Zu Beginn des Jahres 1996 wurde das Hauptgebäude weitgehend rekonstruiert.
Der letzte Rondellplatz in Deutschland
Spazierwege durchziehen das Rondell, das italienische Pappeln umstehen. Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus (1783-1854) ließ den Circus 1828 errichten. Seine Vorbilder: das Rondell im englischen Badeorth Bath und französische Anlagen. Den Mittelpunkt bildet ein 21 Meter hoher Obelisk, der an die Ortsgründung von Putbus erinnert. Seit dem Jahr 1859 umgeben von 15 weißen, klassizistischen Gebäuden diente der Circus vorwiegend repräsentativen Zwecken. Nachdem 1872 eine Sturmflut alle Pappeln entwurzelt, umgeben nun Kugeleichen den Platz.
Ein „Pädschen" für Putbus
Eine höhere Schule mit Internat für Söhne von adligem und bürgerlichem Stand – von Einheimischen liebevoll „Pädschen" genannt. Fürst Wilhelm Malte I. erreichtete das Putbusser Pädagogium von 1813 bis 1836 nach den Plänen von Johann Gottfried Steienmeyer. Schüler sollten hier wissenschaftliche und praktische Berufe lernen. Das neoklassizistische Gebäude beherbergt heute ein Hotel. Gäste des herrschaftlichen Hauses blicken direkt auf den Circus.