Dieser Stein ist eine Sensation
Er ist 900 Jahre alt, kam zufällig zum Vorschein, als Peter Wittenberg in Klotzow (Kreis Vorpommern-Greifswald) am Fundament seines Hauses werkelte – und lässt nun archäologische Herzen höher schlagen.
Peter Wittenberg staunte nicht schlecht, was sein altes Haus ihm bei Erdarbeiten zu Füßen legte: einen Stein. Ungefähr einen Meter hoch, 60 Zentimeter breit und 40 Zentimeter tief. Darauf eingemeißelt: eine menschliche Figur mit einem Kreuz am Körper. Er ahnt, dass er gerade auf etwas Besonderes gestoßen ist, meldet den Fund – sorgt für eine Sensation: Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen Bildstein aus dem 12. Jahrhundert. Und damit um einen der spektakulärsten archäologischen Funde der vergangenen Jahre in MV.
Drei Wochen ist der Fund her. Am Mittwoch präsentierten Kulturministerin Bettina Martin, Landesarchäologe Dr. Detlef Jantzen und Entdecker Peter Wittenberg ihn der Öffentlichkeit.
Landesarchäologe Detlef Jantzen geht davon aus, dass es sich bei dem Abbild um einen kirchlichen Würdenträger oder zumindest einen Anhänger des Christentums handeln könnte. Oder vielleicht sogar um Bischof Otto von Bamberg (um 1060-1139)? Auf ihn geht die Christianisierung Pommerns zurück.
„Mit diesem außergewöhnlich bedeutenden Fund können wir der Geschichte unseres Landes einen weiteren wichtigen Mosaikstein hinzufügen. Bischof Otto von Bamberg unternahm 1124 seine erste Missionsreise nach Pommern. Dass nun genau 900 Jahre später ein Bildstein aus dieser Zeit gefunden wird, ist ein überaus glücklicher Umstand“, sagte Kulturministerin Bettina Martin bei der Präsentation.
„Die Bedeutung dieses Fundes kann man gar nicht hoch genug einschätzen“, ergänzte Landesarchäologe Jantzen. Solche Zeugnisse aus der Zeit der Christianisierung seien ausgesprochen selten. In Mecklenburg-Vorpommern seien nur fünf vergleichbare Steine bekannt: Je einer in Bergen auf Rügen, Altenkirchen auf Rügen und in Grüttow bei Anklam sowie zwei in Wolgast.„Wir werden nun versuchen, mehr über den ursprünglichen Standort des Steines herauszufinden. Klotzow ist eine der historisch überlieferten Fährstellen nach Usedom und spielte vielleicht auch eine Rolle auf den Missionsreisen Otto von Bambergs.“
Wie geht es jetzt mit dem Fund weiter?
Die Fachleute des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege werden den Bildstein nun in der archäologischen Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege weiter dokumentieren und untersuchen, erläuterte Ministerin Martin.
In Klotzow sind ebenfalls weitere Untersuchungen geplant, um den ursprünglichen Standort des Bildsteines zu ermitteln: An seinen jetzigen Fundort war er vermutlich erst im 19. Jahrhundert gelangt.
Zudem sei vorgesehen, den Stein in Klotzow aufzustellen.