Abtauchen im Meeresmuseum
Neue Ausstellungen in der Stralsunder Katharinenhalle: Das Meeresmuseum öffnet nach umfassendem Umbau wieder täglich für kleine und große Unterwasserforschende.
Seit Herbst 2020 reißen, hämmern und werkeln Bauarbeitende in der Stralsunder Katharinenhalle. So lange war das Meeresmuseum verschlossen. Ab Mittwoch, 17. Juli, können Meeresfans die neuen Ausstellungen und modernisierten Aquarien besichtigen. Der gesamte Rundgang ist barrierefrei.
Da die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, zahlen Besuchende vorerst nur die Hälfte des regulären Eintrittspreises.
„Mit unseren neuen Ausstellungen und Aquarien im Meeresmuseum möchten wir die Faszination der Unterwasserwelt auf moderne und auch vertraute Weise in den Fokus rücken“, sagt Museumsdirektor Prof. Burkard Baschek. „Hinter vielen Exponaten verbergen sich spannende Geschichten und die originalgetreu nachempfundenen Lebensräume veranschaulichen die facettenreichen Formen und Farben der Meere."
Multimediale Inszenierung der Unterwasserwelten
Nach der fast vierjährigen Modernisierung erstreckt sich der Eingangsbereich vom Forum über den überdachten Westhof mit Museumsshop bis hin zum Westportal der Kirchenhalle. Ein gejagter Sardinenschwarm empfängt Besuchende in einer multimedialen Inszenierung.
Auf dem folgenden Rundgang erleben sie die Entwicklung des Lebens aus dem Meer und seiner Vielfalt, die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Meer und Strategien für nachhaltige Fischerei. Neue luftige Vitrinenbänder ziehen sich wie sanfte Wellen über zwei Etagen.
Von der Antarktis bis zur Arktis
Im Obergeschoss zeichnen detailgetreu nachempfundene Lebensräume mit präparierten und modellierten Tieren den Weg von der Antarktis bis zur Arktis nach. Eine gut 15 Meter lange Biodiversitätswand würdigt die oft unterschätzte Artenvielfalt der wirbellosen Meerestiere wie Kraken, Quallen und Krebse.
Beliebte Objekte, etwa die Lederschildkröte „Marlene“, der fünf Meter hohe originale Korallenriffpfeiler aus dem Roten Meer und das berühmte Finnwalskelett im Chor sind weiterhin zu sehen. Der Globus aus dem ehemaligen Eingangsbereich wird nun für eine digitale Bespielung mit meereskundlichen Themen genutzt.
Lebengroße Meeresgiganten
Das freitragende Stabwerk der oberen Ausstellungsebenen erhielt bis zu 14 Meter lange Öffnungen für die Installation von originalgroßen Modellen von Meerestieren. Der Figurenbauer Peter Ardelt aus Dresden fertigte Nachbildungen von Haien, Delfinen und einem Brydewal an.
Das größte Modell ist mit zehn Metern Länge ein Walhai, der über anderen verschiedenen Hai-Arten unter dem Gewölbe schwebt.
„Karibisches Riff“ noch im Bau
Auf dem Südhof des Museumsgeländes laufen noch Arbeiten am Großaquarium. Über dieses Gebäude ist es – voraussichtlich ab Oktober – möglich, den Aquarienrundgang barrierefrei zu besuchen. Das mit 700.000 Litern Wasser größte Becken des Meeresmuseums wird ein „Karibisches Riff“ zeigen.
Von dort können Gäste den rundum erneuerten Aquarienkeller betreten, der die Lebensräume von der Karibik über den Pazifik bis hin zum Indischen Ozean thematisiert.
Das Tierwohl im Blick
Das Tierwohl hat für das Deutsche Meeresmuseum oberste Priorität. Deshalb werden die Aquarien erst schrittweise und wenn alle Wasserwerte stimmen besetzt.
Weitere Informationen: www.deutsches-meeresmuseum.de
Modernisierung und Finanzierung
Im Herbst 2017 gewann das Stuttgarter Büro „Reichel Schlaier Architekten“ den europaweit ausgelobten Architektenwettbewerb zur Modernisierung des Meeresmuseums. Sein Entwurf überzeugte durch den sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz und mit selbstbewusster neuer Architektur – einem Balanceakt zwischen Denkmalpflege im Welterbe und den Anforderungen an ein modernes Museum mit seiner über Jahrzehnte gewachsenen Identität. „Wir sind sehr stolz auf das Erreichte, denn angefangen von der beengten Baustelle mitten im Welterbe über unerwartet bedeutsame archäologische Funde bis hin zu Lieferengpässen, Vergabeverzögerungen, Cyberangriff und Energiekrise hat uns dieses Projekt unheimlich viel abverlangt“, blickt Museumsdirektor Andreas Tanschus zurück.
Partnerinnen und Partner
Für die Modernisierung investierte die Stiftung Deutsches Meeresmuseum in erheblichem Umfang. Es erhielt darüber hinaus Fördermittel in Höhe von 51,1 Millionen Euro, die sich das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg‐Vorpommern teilten. Die Hansestadt Stralsund unterstützte das Projekt mit der Zustiftung eines Grundstücks für den Aquarien-Neubau im Wert von knapp 70.000 Euro.
Die digitale Erschließung der neuen Ausstellungen wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zusätzlich in Höhe von rund 455.000 Euro gefördert. Greenpeace e.V. gestaltete und finanzierte den Ausstellungsbereich zum Thema Delfine und Meeresschutz wissenschaftlich mit. Ein verlässlicher Wegbegleiter und zweiter Stifter des Museums ist zudem der Förderverein Deutsches Meeresmuseum e.V., dank dessen Unterstützung mehrere Tiermodelle für die Ausstellungen beauftragt werden konnten.