Widerstand in MV: 300 Geschichten
Die Jüdin Rosemarie Dessauer wurde in Mecklenburg versteckt und hier bis zum Ende des Krieges von Pfarrhaus zu Pfarrhaus „weitergereicht“. Die in Dargun angestellte Organistin Cornelia Schröder-Aubach versteckte bis März 1945 ein jüdisches Ehepaar. Und weil zwei Landarbeiter die Nationalsozialisten als „braune Pest“ bezeichnet hatten, wurden sie in Pleetz verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht.
Widerstand geschah an vielen Ecken und in fast allen Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns. Das Online-Handbuch www.widerstand-in-mv.de erzählt von ihnen, den großen und kleinen Taten. Geordnet nach Personen, Orten und Stichwörtern.
Vor allem für junge Menschen
Der Historiker Christoph Wunnicke hat gut eineinhalb Jahre gebraucht, um die rund 300 Geschichten vom Widerstand in MV zusammenzutragen. Finanziert von der Landeszentrale für Politische Bildung. Vor allem für junge Menschen, die lieber ins Internet gehen als in ein Museum.
Widerstand in zwei Diktaturen
Es sind nicht nur Widerstands-Geschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sondern aus beiden deutschen Diktaturen – gegen die von 1933 bis 1945 und gegen die von 1945 bis 1989. Wie die von zwei Jugendlichen, die im Jahr 1985 in Teterow einen blumengießenden Panzer und die Losung „Frieden schaffen ohne Waffen“ auf ein Milchhäuschen malten.
Mehrere tausend Einträge geplant
Alle Geschichten stammen aus Archiven und Publikationen. Die Quellen sind angegeben. „Ich habe den Widerstandsbegriff für das Online-Handbuch sehr weit gefasst“, sagt Wunnicke. Nicht nur Haupt- und Staatsaktionen sollten im Mittelpunkt stehen, sondern der Alltag der Menschen. Und wie geht es weiter? In den kommenden Jahren sollen es mehr Geschichten werden. Mehrere tausend Einträge seien geplant, so der Historiker. Nutzer können sich beteiligen (klick).