Stapellauf in der Theaterwerft
Einen gemütlichen Wochenendabend mit Jens Hasselmann zu verbringen, das wird für seine Freunde in nächster Zeit nicht leicht. Am einfachsten wäre es wohl, wenn sie sich eine Karte für die Theaterwerft besorgen. Am Freitag öffnet sie zum ersten Mal ihre Tore.
Greifswald, Salinenstraße 20. Die Autofahrt endet vor einem Holztor. Farbe verduftet in der Luft. Rechts ein gelber Schuppen. Links eine Halle aus weißen Planen. Darunter kraftvolle Schläge auf die Planken der alten Björnsund. An der Kaikante schaukeln „Maid Marian Galway“ und „Maid Marian Greifswald“. Von der anderen Straßenseite grüßt eine Segelmacherei & Tuchwerkstatt, etwas weiter die Straße hinauf ein Yachtausrüster. Ein prüfender Blick aufs Navi. Es ist sich sicher, hier richtig zu sein.
Jens Hasselmann kommt strahlend auf den Hof. Ja, ein wenig verrückt sei das alles schon. „Aber genau so habe ich mir das vorgestellt.“ Für ein maritimes Theater. Für sein maritimes Theater.
Hasselmann öffnet einen der vier Torflügel zum Schuppen. Da, wo ab Freitag Eingang, Kasse und Bar ineinander übergehen werden, liegt jetzt noch ein gestrichenes Bootsteil zum Trocknen. Kurze Rücksprache mit einem der Männer auf dem Hof. Alles klar. Einen Tag noch. Dann ist der Raum frei. Jens Hasselmann ist zufrieden. Ein Haken mehr auf seiner langen Liste.
Tausche Berlin gegen Bodden
Das „Ick“ verrät es: Jens Hasselmann ist kein Kind des Nordens. Im vergangenen Sommer packen er und seine Lebensgefährtin Kind und Kegel, tauschen Berlin gegen Leist. Großstadt gegen Katzensprung zum Bodden. Was er hier machen will? Theater, natürlich! Er hat auch schon eine Idee. Streng genommen müsste man sagen: wieder mal eine Idee. Denn Ideen an sich hat der 55-Jährige ständig. Sie zeigen sich in Theaterstücken, Musik und Gesang. Auf Bühnen in Berlin und Heidelberg, zum Beispiel. In Oldenburg, Tübingen und Bremen. Oder beim Kultursommer am Kap Arkona.
Zufall an der Ryck
Seine neue Idee? Ein maritimes Theater. Als er an der Ryck spazieren geht, vorbei an historischen Schonern, Schleppern und Barkassen eher zufällig auf der Museumswerft landet, inszenieren seine Gedanken diese Vorstellung zu Ende. Und überzeugen auch den Verein Greifswalder Museumswerft. Die „Theaterwerft“ im Heineschuppen ist geboren. „Werften und Theater haben viel gemeinsam“, findet Jens Hasselmann. Die einen bauen oder restaurieren Schiffe, die anderen Stücke. „Beides lebt von seinem jeweiligen Handwerk.“ Als Musiker, Schauspieler, Regisseur, Autor, Komponist und Theatertischler kennt er sich mit Handwerk aus. Klar spricht für ihn nichts dagegen, dass der Heineschuppen in der spielfreien Zeit auch eine Werkstatt bleibt.
Freitag, der 13. - bitte kommen!
Maritim soll sein Theater sein. Im Standort. Und in den Stücken. Zur Eröffnung am Freitag erzählt er die Geschichte von Novecento, dem Ozeanpianisten. Zwei Wochen später bringt er seine Komödie „Ostseesand & Seelenklempner“ auf die Bühne. Dazwischen wird ins „Logbuch_Lieder“ geblickt. Mit Geschichten und maritimen Songs. Seine Bühnenstücke versteht er vor allem als Gleichnis: „So wie das Meer bewegt sich auch das Leben stets auf und ab.“ Gespielt wird bis Juni. Dann geht es erst im September weiter. In der Zeit dazwischen wird er zum dritten Mal Vater.
Jetzt, wenige Tage vor der Eröffnung, ist er aber erst mal an allen Ecken und Enden seiner Idee gefragt. Die Scheinwerfer müssen noch an ihren Platz, Ton und Technik in Einklang gebracht werden. Gleich sind auch noch mal Proben. Dazwischen noch eine Rücksprache auf dem Hof. Ja, der barrierefreie Eingang wird am Freitagabend frei von Autos sein. Nächster Haken auf der Liste. Freitag, der 13. - für Jens Hasselmann kann er kommen.
Das Programm
Die Theaterwerft hat bis Juni vier Stücke im Programm:
- Novecento, der Ozeanpianist (Premiere: 13. März, 20 Uhr),
- Ostseestrand & Seelenklempner (Premiere: 27. März, 20 Uhr)
- Logbuchlesung_Lieder (einmal im Monat, Start 15. März, 16 Uhr)
- Irish Coffee (Theater bei Whiskey, Bier und Livemusik, Premiere: 15. Mai, 20 Uhr)
Gespielt wird freitags, samstags und sonntags.