Die Konzertkirche, na klar. Die Kunstsammlung - sowieso. Neubrandenburg hat aber noch viel mehr zu bieten. Die Kulturszene zeichnet sich durch Vielfalt aus. Diese Vielfalt möchten wir vorstellen: in unserer Serie über die Vier-Tore-Stadt. Heute, Teil 2:
Welch ein Theater!
Opulente Fassade. Aufwendige Verzierungen. Imposanter Portikus. Als Herzog Adolf Friedrich IV. um 1780 ein Theater für seine Neubrandenburger Sommerresidenz sucht, sind optische Spielereien nicht das Maß der Dinge. Seine Wahl fällt schlicht auf ein Fachwerkhaus. Heute ist es das älteste Theatergebäude in Mecklenburg-Vorpommern.
Im Laufe der Jahrhunderte hat es schon viele Rollen hinter sich. 1793/94 schafft ein Umbau mehr Platz für das Hoftheater und Wanderbühnen und bringt das alte „Komödienhaus“ in seine heutige Form. Der Herzog erlebt das nicht mehr mit. Er stirbt, kurz bevor die Arbeiten fertig sind. 100 Jahre mal mehr, mal weniger als Theater genutzt, gehen der Bühne Ende des 19. Jahrhunderts für lange Zeit die Lichter aus. Ein Arzt kauft das Haus, macht daraus eine „Anstalt für Bewegungskuren“. Im Zweiten Weltkrieg dient es als Lazarett. Als sich die Flammen kurz vor Kriegsende durch die Altstadt fressen, haben nur wenige Häuser Glück. Eines ist das Schauspielhaus. Einem Theater bietet das aber auch die nächsten 45 Jahre keine Bühne. Stattdessen werden hinter dem Fachwerk mal Gummis bearbeitet, Motorräder repariert, Sachen für die PGH „Modische Linie“ geschneidert und Versammlungen Raum gegeben. Theater gibt es hier erst nach der Wende wieder. Nachdem das Gebäude vier Jahre lang umfangreich saniert und 1994 wiedereröffnet wird. Heute wird es von der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz bespielt. Von außen ist das Schauspielhaus in seiner Schlichtheit bis heute extravagant geblieben. Innen ist moderne Bühnentechnik hinzugekommen. Und eine Raffinesse: ein aus vielen Einzelpodesten bestehendes Parkett. Das macht die Anordnung der Sitze variabel und kann den Zuschauerraum Teil des Bühnenbildes werden lassen.
Die nächste Premiere:
25. Mai 2018, 19.30 Uhr: High Society – das Sommerspektakel www.theater-und-orchester.de
Auf europäischen Pfaden
Kopenhagen. London. Brüssel. Parma. Wien. Prag. Sie alle haben etwas mit Neubrandenburg gemeinsam: ein Theater auf der europäischen Route der historischen Theater. Ein Netzwerk, das sich von Norwegen bis Italien schlängelt, mit dem Ziel, dieses Kulturerbe in den öffentlichen Fokus zu rücken und zu erhalten. Die Idee dazu hatte die gemeinnützige Organisation „Perspectiv – Gesellschaft der historischen Theater Europas e.V.“ Inzwischen verbindet sie mehr als 120 Theater aus der Zeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. In Deutschland sind 15 Theater Teil der Route. In Mecklenburg-Vorpommern gehören dazu noch das Theater Putbus und das Mecklenburgische Staatstheater.
Bühne frei für Amateure
Ein fester Bestandteil der Spielzeit sind die „Neubrandenburger Amateurtheatertage“. Bei diesem Festival erhalten Laienspielgruppen aus der Region die Gelegenheit, ihre Theaterstücke auf der Bühne zu zeigen. In diesem Jahr finden die Amateurtheatertage vom 28. Juni bis 6. Juli im Schauspielhaus statt.