„Kluge Igel machen Theater“
Kein schneller Hase. Wolfgang Bordel ist ein kluger Igel. Und wie in der Geschichte „Der Hase und der Igel“ erreichte er nicht im Schnelldurchlauf, sondern mit Raffinesse sein Ziel: Er hat die Bühne in Anklam 36 Jahre lang geleitet. Sein Lebenswerk wurde jetzt mit dem Landeskulturpreis gekrönt.
Bordels Erfolgsgeheimnis? „Man sollte kluge Igel um sich herum sammeln. Man muss nicht so schnell sein wie ein Hase“, sagte er am Donnerstag bei der Preisverleihung in der Orangerie des Schweriner Schlosses. „Theater muss man leben, dann kann man auch was schaffen. Am Ende sahen es die Kulturpolitiker ein, auch wenn ich ihnen furchtbar auf die Nerven gegangen bin. Am Ende haben sie auch furchtbar geholfen.“
In seinem Theaterleben arbeitete Bordel mit zehn verschiedenen Kulturministern in MV zusammen. Er manövrierte die Bühne der kleinen Stadt Anklam durch schwierige Zeiten.
Theaterverrückt in Anklam
„Mark, D-Mark und Euro – irgendwie war immer zu wenig da“, sagte Christian Schwandt, ehemaliger Geschäftsführer des Theaters Lübeck, in seiner Laudatio. Bordel habe aus dem kommunalen Theater eine GmbH gemacht und oft mit privaten Krediten gehaftet. „Ich weiß noch, wie mulmig ihm oft war.“
Der Erfolg gab Bordel recht. Zur Vorpommerschen Landesbühne gehören heute das Zelttheater „Chapeau Rouge“ in Heringsdorf, die Vineta-Festspiele in Zinnowitz, das Spektakel „Die Peene brennt“ in Anklam oder die Barther Boddenbühne.
Bordel: „Theater für alle"
Hier arbeiten Laien mit professionellen Theaterleuten zusammen. „Theater ist kein Leuchtturm, eher eine Pyramide, fest verwurzelt in der Bevölkerung und im Land“, so Bordel. Und stellvertretend für so viele nehme er auch den Landeskulturpreis entgegen. „Vor allem für die Kollegen, die neben mir gearbeitet und durchgehalten haben.“
„Wolfgang Bordel ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Vorpommersche Landesbühne in der Region fest verankert ist”, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. „Sie ist identitätsstiftend für ganz Vorpommern und bereichert darüber hinaus das Angebot für unsere Gäste. Leute wie Bordel machen unser Land lebendig. Und die Liebe zu Kunst und Kultur macht das Land aus.“
„Und die Gemeinschaft“, meint Bordel. „Wenn Theater mal nicht so war, wie es sein sollte. Dann war auch das gemeinsame Einschlafen ein schönes Erlebnis.“
Der Landeskulturpreis
Die Auszeichnung (dotiert mit 10.000 Euro) gibt es seit 1994. Die Ehrung wurde unter anderen dem Bildhauer Wieland Schmiedel, der Dirigentin Romely Pfund, dem Filmemacher Dieter Schumann und im vergangenen Jahr der Grafikerin Inge Jastram überreicht. „Mit dem Kulturpreis und dem Kulturförderpreis hebt die Landesregierung herausragende künstlerische und kulturelle Leistungen in unserem Land hervor“, so Schwesig.
Kulturförderpreis des Landes
Der Kulturförderpreis des Landes geht 2020 an das Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V. mit seinem Projekt STRAZE. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert. Ziel des Vereins ist es, das zivilgesellschaftliche Engagement und den sozialen Zusammenhalt durch Kultur- und Bildungsarbeit sowie die demokratische Teilhabe zu stärken. Hauptvorhaben ist der Aufbau und die Wiederbelebung des historischen Gesellschaftshauses in der Stralsunder Straße.
Seit das Haus Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, war hier Theater beheimatet, auch die Greifswalder Stadthalle. Seit 2016 wird das denkmalgeschützte Gebäude saniert, es soll ein Haus für die Nachbarschaft entstehen - mit Wohnungen, Werkstätten, Büros, Gastronomie und Räumen für Kunst und Kultur.