Wenn aus Trauben Kunst wird
Leerstelle Kunst. Was würde Ihnen dazu einfallen? Was Künstlerinnen und Künstler damit verbinden, zeigt der Künstlerbund MV seit Samstag in seiner landesweiten Kunstschau in Schwerin. Wir waren bei der Eröffnung dabei. Ein Rundgang in 19 Bildern.
Ruzica Zajecs Geschichte der Trauben braucht das Licht. Auch wenn die Früchte längst gegessen sind. Das Plastik, das sie übrig gelassen haben, schreibt die Geschichte der Trauben jetzt an einer weißen Wand im Kulturforum „Schleswig-Holstein-Haus“ fort. Viel erkennen kann man von den Schalen, in denen die Trauben einst schützend verkauft wurden, nicht mehr. Ruzica Zajec hat die Leere der Verpackungen neu in Form gebracht, der Geschichte eine andere Perspektive gegeben. Die Luftlöcher, die eingelassenen Beschriftungen, Abdrücke und Muster - die Wärme des Bearbeitens hat sie gedehnt, verwischt oder original erhalten. Bei Licht betrachtet malen ihre Schatten eine neue Geschichte an die Wand.
Leerstelle Kunst. Das übergeordnete Thema der 32. Landesweiten Kunstschau hatte mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler animiert, sich zu bewerben. 56 haben eine Zusage erhalten. Ihre Bilder, Fotografien, Zeichnungen, Grafiken, Videoarbeiten und Installationen richten ihren Blick Raum für Raum auf andere leere Stellen. Auf solche, die Corona hervorgebracht hat. Auf Wachstum und Zerfall der Natur. Auf das Fehlen einer Kunsthochschule in MV. Auf Leerstellen durch Krankheit und Tod. Oder darauf, wie Leerstellen neue Räume bilden. Mit realen Linien, imaginären Grenzen und der „Wirklichkeit“ von Schatten. So, wie in Ruzica Zajecs Geschichte der Trauben. Kuratorin Annekathrin Siems löscht für einen Moment das Licht. Linien, Grenzen, Schatten verschwinden. Hinterlassen an der Wand eine leere Stelle. Eine Leerstelle.