Susanne Gablers Kunst der Reparatur
Sie näht Risse in Hausfassaden. Sie sammelt verlorene Handschuhe. Susanne Gabler setzt sich mit gesellschaftlichen und ökologischen Themen auseinander. Ihre Werke gehören seit 2024 zum Landeskunstbesitz.
Ein versiffter Handschuh auf einem Zaunpfahl. Ein Handschuh mit Spitzenbesatz. Rund 150 „Einhänder" prangen auf Plättchen – ungewaschen, wie sie Susanne Gabler gefunden hat. „Wenn einer übrig bleibt", will die Wismarer Künstlerin mit ihrer Arbeit aussagen. Darunter Kontaktanzeigen aus den verschiedensten Zeitungen, die auf die Trägerinnen und Träger hinweisen.
Speeddating für Handschuhe
„Für Betrachtende erscheint es wie ein Speeddating der Handschuhe. Wer ließ sie zurück?", sagt Susanne Gabler über ihre wohl ikonischste Arbeit. Ihre Werke sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten und wurden in verschiedenen Publikationen besprochen.
Mit ihrer Kunst lädt sie Betrachterinnen und Betrachter ein, sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und die eigene Wahrnehmung zu reflektieren. In allen Werken steckt eine Geschichte, die erzählt werden möchte.
Reparaturen am Haus
Im Sommer 2021 initiierte die Künstlerin das Projekt "Reparaturen am Haus" in Tribsees. Ihr Ziel: Auf den Verfall von etwa 70 leerstehenden Häusern in der ansonsten intakten städtischen Struktur der Kleinstadt aufmerksam machen und gleichzeitig die Gemeinschaft vor Ort stärken.
Gemeinsam mit dem Frauenverein Tribsees e.V. näherte sich Susanne Gabler den beschädigten Gebäuden auf unkonventionelle Weise: Sie nutzten traditionelle Handarbeitstechniken wie Nähen und Häkeln, um sichtbare Risse und Schäden symbolisch zu „reparieren". Dabei wurden Stoffe und Garne direkt an den Fassaden angebracht, wodurch die Wunden der Gebäude wie Verletzungen des menschlichen Körpers behandelt wurden.
Verbindungen schaffen
„Wir verbinden uns im direkten haptischen Sinn miteinander – mich mit Tribsees, die Traditionen der Tribseeserinnen mit ihrer Stadt und die Vergangenheit mit der Zukunft", sagt die Künstlerin später über das Projekt.
Mit ihrer Kunst erhielt sie mehrere Stipendien und Auszeichnungen, darunter ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds im Jahr 2022 und ein Aufenthaltsstipendium auf Schloss Wiepersdorf im Jahr 2021. Seit 2024 gehören einige Arbeiten zum Landeskunstbesitz.
Die Künstlerin Susanne Gabler
Susanne Gabler, geboren 1973, lebt und arbeitet in Wismar. Nach ihrem Abschluss in Angewandter Kunst an der Hochschule Wismar im Jahr 2005 war sie freiberuflich in den Bereichen Freie Kunst, Grafik und Innenarchitektur tätig. Seit 2016 konzentriert sie sich ausschließlich auf die Freie Kunst.
Namhafte Ausstellungen
Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Darunter im Kunstmuseum Ahrenshoop, in der Kunsthalle Rostock und im Parque Cultural de Valparaíso in Chile. Zudem war sie Artist-in-Residence in Island und auf Schloss Wiepersdorf.
Galerie, Künstlerbund, Initiativen
Seit 2019 leitet sie gemeinsam mit zwei weiteren Künstlerinnen die Galerie Hinter dem Rathaus in Wismar. Sie ist Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK und engagiert sich in verschiedenen Kunstprojekten und -initiativen, darunter die Künstlergruppe Drittvariable.
Atelierbesuche von 2017 bis heute
Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit 1994 kauft MV Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des Landes für die Nachwelt auf. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählt Kunstschaffende aus und besucht sie in ihren Ateliers. Überblick über die Kunstschaffenden...