08.10.2024

Hartwig Hamers Vibration der Stille

Hartwig Hamers Arbeiten sind das Ergebnis eines lebenslangen Dialogs zwischen Natur, Mensch und Kunst.
Hartwig Hamer sitzt als älterer Mann in seinem Wohnzimmer auf einem alten Stuhl. Am Tisch sitzen drei Frauen und hören ihm zu.

Geschichte, Erinnerung und Schaffen – die fängt Hartwig Hamer in seinen Zeichnungen ein. Die Kunstkommission besuchte den Künstler in seinem Schweriner Wohnzimmer. Seine Werke gehören seit 2024 zum Landeskunstbesitz.

Vor Hartwig Hamer breitet sich die flache Küstenlandschaft Mecklenburgs aus. Diese Weite, die sich unter einem oft dramatischen Himmel erstreckt, zieht sich wie ein roter Faden durch seine Arbeiten.

Fasziniert von norddeutscher Landschaft

In seinen Zeichnungen und Radierungen fängt er die Geographie ein und das, was hinter der sichtbaren Welt liegt: die Geschichte, die Erinnerung und das menschliche Schaffen. Seine Werke sind Abbildungen von Natur und Deutungen ihrer Spuren. Immer wieder tauchen markante Bauwerke wie Kirchen oder Industrieanlagen auf – sie stehen als Symbole für das Eingreifen des Menschen in die Landschaft​.

Besonders prägend war für Hamer seine enge Verbindung zu Ahrenshoop auf dem Fischland-Darß. In zahllosen Skizzenbüchern hielt er Eindrücke dieser Region fest. Die Stille und Weite der Küste, die raue Schönheit der Natur, aber auch die Spuren von Zivilisation und Architektur sind immer wiederkehrende Motive. „Vibrationen der Stille“, wie eine seiner Ausstellungen treffend betitelt wurde, beschreibt genau dieses Wechselspiel von Natur und Mensch, von Stille und Bewegung, das seine Werke durchzieht​.

Stärke in Schwarz-Weiß

Technisch hat sich Hamer auf das Arbeiten auf Papier spezialisiert. Seine Radierungen, oft in feinsten Linien ausgeführt, zeugen von einem tiefen Verständnis für die Möglichkeiten dieses Mediums. Die Reduktion auf Schwarz-Weiß lässt die Linien noch klarer wirken und verleiht seinen Landschaften eine zusätzliche Ausdruckskraft. Doch Hamers Kunst bleibt nie starr. Der Himmel in seinen Bildern ist immer voller Bewegung, fast als ob die Wolken sprechen könnten​.

Die Inspiration für seine Werke kam nicht nur aus der Natur. Der intensive Briefwechsel mit dem Bildhauer Gerhard Marcks in den 1970er-Jahren war für Hamer künstlerisch sehr bereichernd. Marcks’ Sicht auf Kunst, seine Art, das Wesentliche herauszuarbeiten, prägte auch Hamer nachhaltig. Diese Begegnungen und der Austausch mit anderen Künstlern führten dazu, dass Hamer über Jahrzehnte ein Werk schuf, das in seiner Konsistenz und Klarheit herausragt​.

Stille der Präsenz

Hartwig Hamers Schaffen lässt den Betrachter die Weite des Himmels spüren und die stille Präsenz der Geschichte in der Landschaft erahnen. Seine Arbeiten sind das Ergebnis eines lebenslangen Dialogs zwischen Natur, Mensch und Kunst.

Hartwig Harmer sitz in seinem Wohnzimmer. Die Wände hängern voller Bilder. er sitz auf einem alten Stuhl an einem Tisch.
Seit 1990 arbeitet Hamer als freischaffender Künstler. Seinen Lebensmittelpunkt hat er in Schwerin.
Mehrere gerahmte Bilder von Hartwig Harmer lehnen an einem Sofa in einem Wohnzimmer.
Seine Werke sind in vielen bekannten Museen zu finden, darunter die Nationalgalerie Berlin und das Staatliche Museum Schwerin.

Der Künstler Hartwig Hamer

Hartwig Hamer wurde als jüngstes von vier Kindern geboren. Er wuchs in Schwerin auf. An der Theodor-Körner-Schule erhielt der junge Hamer erste künstlerische Impulse von Rudolf Gahlbeck. Nach der Schule absolvierte Hartwig Hamer eine Lehre als Schrift- und Plakatmaler. Von 1962 bis 1966 studierte er Kunsterziehung und Germanistik in Erfurt. Seine Abschlussarbeit widmete der Künstler dem Werk von Hans Theo Richter, das ihn stark beeinflusste.

Der Pädagoge arbeitete ab 1966 als Lehrer in Lalendorf. Ab 1969 war er in Schwerin tätig. In den 1970er-Jahren tauschte sich der Grafiker intensiv mit dem Bildhauer Gerhard Marcks aus. Studienreisen führten den Künstler unter anderem nach Ungarn und in die Sowjetunion.

Seit 1990 arbeitet Hamer als freischaffender Künstler. Seine Werke sind in vielen bekannten Museen zu finden, darunter die Nationalgalerie Berlin und das Staatliche Museum Schwerin. Der Maler lebt und arbeitet in Schwerin.

Atelierbesuche von 2017 bis heute

Blätter mit gezeichneten Gesichtern liegen übereinander auf einem Tisch.

Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit 1994 kauft MV Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des Landes für die Nachwelt auf. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählt Kunstschaffende aus und besucht sie in ihren Ateliers. Überblick über die Kunstschaffenden...