22.02.2024

Juli Schupa betoniert Kunst

Juli Schupa gestikuliert vor ihren Arbeiten an einer Wand.
Juli Schupa arbeitet mit Beton. Kleine Details machen ihre Werke aus. Ihre Arbeiten sind handwerklich, besonders im ersten Entstehungsprozess.

Bilder aus, auf und mit Beton. Die Arbeiten von Juli Schupa erzählen Geschichten. Sie reizt die Ästhetik des Unperfekten. Ihre „concrete artworks" gehören seit 2023 zum Landeskunstbesitz. Wir sprachen mit der Künstlerin. 

Frau Schupa, wie beschreiben Sie Ihre Arbeit?

Ich nenne meine Werke „concrete artworks" – das sind Bilder aus, auf und mit Beton. Es ist schwierig, sie in bestehende Kategorien einzuordnen, weil sie gleichzeitig Malerei, Mixed Media und Relief sind. Auch wenn Motive drauf sind, steht bei mir der Hintergrund (Betonfläche) im Vordergrund. Es ist die Herausforderung, ein neu hergestelltes Material alt wirken zu lassen und Spuren herzustellen, die den Untergrund lebendig machen und eine Geschichte erzählen. Mich reizt die Ästhetik des Unperfekten. Damit ist die Arbeit als Künstlerin für mich auch handwerklich, das vor allem aber im ersten Entstehungsprozess. Ich arbeite gerne gleichzeitig zielgerichtet und experimentell, mit einer genauen Vorstellung von Form, Farbe und Aufteilung, im Prozess allerdings auch materialgeleitet. Ich beobachte, wo welche Risse entstehen oder Unebenheiten im Beton vorhanden sind. Danach überlege ich, wie ich damit weiterarbeite.

Das macht Ihre Arbeiten ausdrucksstark und authentisch. Sie gehören nun zum Landeskunstbesitz. Was bedeutet Ihnen das?

Für mich ist der Ankauf vor allem eine Wertschätzung meiner Werke und Anerkennung meiner künstlerischen Arbeit sowie deren Qualität. Eine Art „Ritterschlag“, worüber ich mich sehr freue.

Welches Ihrer Werke bedeutet Ihnen am meisten?

Das kann ich leider nicht eindeutig sagen. Die beiden Werke, die das Land angekauft hat, gehören nun aber definitiv dazu. Darüber hinaus bedeutet mir meine Serie „Bruchstücke“ sehr viel, weil die Arbeiten mit üblichen Konventionen brechen und sie mir im Schaffensprozess viel Freude bereiten.

Welche Künstler prägen Ihr Schaffen?

Mich beeinflussen eher Kunstbewegungen, etwa Streetart und Kunst am Bau.

Und was inspiriert Sie dabei?

Das Betrachten von alten Wänden und Häusern – egal ob auf dem Weg zum Einkaufen, unterwegs mit dem Hund oder auf Reisen. Auch der Austausch mit meinem Mann ist dabei sehr wichtig. Meistens kommen sehr viele Ideen, die ich dann aufschreiben muss, weil ich nicht alles gleichzeitig umsetzen kann.

Was brauchen Sie für Ihren Schaffensprozess?

Eine angenehme Umgebung, in der ich mich wohlfühle. Zuhause oder im Atelier, das aber auch gemütlich sein muss. Viel Platz, Zeit, gerne mit Musik.

Seit wann begreifen Sie sich als Künstlerin?

Begonnen habe ich 2016. Ein Jahr später habe ich mich zum ersten Mal für eine Ausstellung beworben. Ich wurde gleich angenommen und konnte meine Werke darüber verkaufen. Als ich mich in einer Galerie bewarb, wurde ich ebenfalls aufgenommen. Die Galerie vertritt mich bis heute. Mir fiel erst später auf, wie gut es von Anfang an lief. Ich konnte mich und meine Kunst in Ausstellungen zeigen. Von da an begriff ich mich als Künstlerin

Bilder lehnen an einer Wand.
Juli Schupa arbeitet zielgerichtet und experimentell. Sie treibt von Beginn an eine genaue Vorstellung von Form, Farbe und Aufteilung.
Bilder von Juli Schuper an einer Wand
Galerien und Ausstellungen wurden rasch auf Juli Schupa aufmerksam. Seitdem begreift sie sich als Künstlerin.
Ein braunes Sof in einer Zimmerecke. Darüber hängen Bilder von Juli Schupa.
Das Atelier von Juli Schupa ist liebevoll eingerichtet und gemütlich. Hier entstehen ihre einzigartigen Arbeiten.
Zwei Menschen vor zwei Bildern an einer Wand.
Die Kommission für den Kunstankauf war von Beginn an begeistert von den Arbeiten. Raffiniert und authentisch – die Handschrift von Juli Schupa.

Die Künstlerin Juli Schupa

Dr. Dr. Merete Cobarg von der Kunstsammlung Neubrandenburg vor Bildern von Juli Schupa. Die Künstlerin steht am rechten Bildrand.
Juli Schupa (r.) interessiert sich für kreative Raumgestaltung und Industriedesign. Dr. Merete Cobarg von der Kunstsammlung Neubrandenburg spricht mit der Künstlerin über ihre Inspirationen.

Juli Schupa, geboren 1984 in Neubrandenburg, entdeckte bereits in ihrer Kindheit und Jugend ihre Leidenschaft für Malerei und Bildgestaltung. Nach dem Abitur zog es sie im Jahr 2004 zum Studium nach Jena. Nach weiteren Stationen in Hamburg und den Niederlanden kehrte sie schließlich in die Stadt an der Saale zurück und widmete sich dort intensiv ihrer künstlerischen Tätigkeit.

Inspiriert von ihrem Interesse an kreativer Raumgestaltung und Industriedesign sowie von ihrer Sehnsucht nach der norddeutschen Heimat, fand Schupa in ihren Werken eine besondere Affinität zu den Materialien Ziegel und Beton. Diese beiden Elemente, geprägt von der Atmosphäre historischer Backsteingebäude und moderner Betonarchitektur, wurden zu zentralen Motiven in ihren Bildern.

Nach etwa 15 Jahren kehrte Juli Schupa schließlich zurück nach Mecklenburg-Vorpommern, wo sie nun ihren neuen alten Lebensmittelpunkt gefunden hat. Hier setzt sie ihre künstlerische Tätigkeit fort und lässt sich von den Facetten ihrer Heimatstadt und ihrer Umgebung inspirieren.

Ihre Werke, die sie als "concrete artworks" bezeichnet, zeichnen sich durch ihre schlichte Einfachheit und gleichzeitig grenzenlose Offenheit für spannende Farb- und Materialkombinationen aus. Sie durchlaufen einen ständigen Prozess des Veränderns und Herausarbeitens, wobei die Stimmungen und Uneindeutigkeiten ihrer Werke sie selbst oft überraschen.

Mehr zu Juli Schupa

Einzelausstellungen

Juni 2023: concrete artworks | City Galerie Neubrandenburg

Mai 2023​: Die Suche nach dem Schönen in der Tristesse | Coiffeur Philipp Warnke, Neubrandenburg

April/Mai 2022: Retro-reaktiv | Beuteltier ART Galerie, Leipzig


​September 2022: Ich bin Künstlerin | Beuteltier ART Galerie, Leipzig

Juni/Juli 2021: Internationale Gruppenausstellung Fresh Legs 2021 | Inselgalerie, Berlin

November 2019: Gruppenausstellung zur 14. Jahresauktion | Jenaer Kunstverein e.V., Jena

Dezember 2018: Art about art | Bunkerhillgalerie, Hamburg

Weitere Ausstellungen

Atelierbesuche von 2017 bis heute

Blätter mit gezeichneten Gesichtern liegen übereinander auf einem Tisch.

Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit 1994 kauft MV Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des Landes für die Nachwelt auf. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählt Kunstschaffende aus und besucht sie in ihren Ateliers. Überblick über die Kunstschaffenden...