Broder Burows Gespür für Holz
Seinen Sinn für Farbe entwickelt der 75-Jährige erst im Alter, wie Broder Burow sagt. Der Künstler aus Kaarz artikuliert aus Holz natürliche Formen, die sich organisch in die Welt fügen. Seit Kurzem auch in bunt. Das Land MV kaufte seine Kunst 2023. Ein Besuch bei Broder Burow.
Löcher, Freiräume, Unebenheiten – die Schleifmaschine reißt Wunden in die farbige Haut des Holzes. Broder Burow arbeitet seit Kurzem mit Farbe. Seine Leinwand ist eine Holzplatte, die er vorher mit mehreren Schichten Farbe überzog. „Anstrich" nennt er seine druchnummerierten Arbeiten. Schnöde anmutende Titel für tiefschürfende Objekte, die ihre Betrachter bannen. Die Werke ziehen Willige in eine Welt der Verwerfungen und Abtragungen.
Mit Farbe auf Fläche
Ähnlich wie Broder Burows Relief „Nachtschicht", das sich der Raue und Veränderlichkeit der nordöstlichen Natur widmet. Zu dem Großformat gesellen sich seit 2023 mehrere geometrische „Raumdiebe" – kleine Würfel mit bunten Einschlägen. „Sie sind weniger organisch als das Vollholz, mit dem ich vorher gearbeitet habe", sagt der 75-Jährige. Die Farbe tritt in den Vordergrund, die natürlichen Auswüchse des Holzes hintenan.
Broder Burows ältere und die neueren Arbeiten gehören zum Landeskunstbesitz. Sie dokumentieren seine künstlerische Entwicklung.
Das Gespür des Künstlers gehört nun mehr der aufgetragenen Farbe als der gewachsenen Holzstruktur. „Ich weiß vorher nie, wie das fertige Werk aussieht. Das entsteht erst im Prozess. Vorsichtig schleife ich mich durch die Schichten. Nehme ich zu viel weg, verschwindet das Bild unwiederbringlich", erklärt der gelernte Tischler.
Monatliche Raumdiebe
Mit seiner Frau Ruzica Zajec lebt und arbeitet Broder Burow in Kaarz. Das Künstlerehepaar ist eng vernetzt mit anderen Schaffenden, initiiert Kunstprojekte und stellt regelmäßig aus. Aus einer solchen Aktion enstammen die Raumdiebe. In einem Jahr kreierten Ruzica Zajec und Broder Burow jeden Monat einen Würfel, dann wöchentlich. „Der nächste Schritt wäre täglich", meint der Kaarzer und lacht über die Herausforderung.
Der Künstler Broder Burow
Broder Burow erblickt im Jahr 1949 in Londholm das Licht der Welt. Nach seiner Tischlerlehre ließ er sich zum Drechsler ausbilden. Er spürte immer, dass mehr in seiner Arbeit mit Holz steckte. 1978 folgte er seinem Gespür und macht sich selbständig. Gemeinsam mit seiner Frau schuf er mehrere Jahre Kunst in seinem Atelier in Hannover. Das Leben als Kunstschaffende erfüllte beide dort immer weniger, deshalb zog das Paar 2004 nach Kaarz in Mecklenburg-Vorpommern um. Dort betreiben sie ein eigenes Atelierhaus.
Broder Burows Arbeiten sind unter anderen Teil des Kunstbesitzes des Landes MV, des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg, des Kestner Museum Hannover, der Neuen Samlung München und des Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloß Gottorf in Schleswig.
Atelierbesuche von 2017 bis heute
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