Ein Weg führt zu einem Gebäude. Das Gebäude ist die Stadtkirche. Das Gebäude hat am Eingang mehrere Säulen. Auf dem Dach stehen Figuren. Und ein Monogramm mit zwei griechischen Buchstaben.
12.09.2024

Acht Säulen für ein Halleluja

Sie erinnert an einen Tempel, ist älter als das Schloss. Und ihre Orgel kann man hören, aber nicht sehen. Hereinspaziert in die Überraschungen der Stadtkirche von Ludwigslust. Ein Besuch in neun Bildern. 

Typisch norddeutsch?

Eine Wiese. Dazwischen ist ein Weg. Links und rechts des Weges steht eine Bank. Am Ende des Weges steht die Stadtkirche.

Typisch norddeutsch? Das ist die Stadtkirche ganz und gar nicht! Elemente aus Barock und Klassizismus verbinden sich Stein in Stein. Herzog Friedrich, ein sehr gläubiger Mensch, ließ die Kirche von 1765 bis 1770 errichten. In einer Zeit, in der er die Residenz von Schwerin nach Ludwigslust verlagerte.

Schnurgerade Verbindung

Links und rechts ist eine Wiese. Dazwischen befindet sich ein Weg. Der Weg ist lang. Am Ende des Weges steht ein Schloss.

Als die Kirche gebaut wurde, gab es das Schloss noch nicht. Es entstand erst 1772 bis 1776. Und steht in einigen hundert Metern Entfernung der Kirche genau gegenüber. Ein Fußweg verbindet beide Gebäude in gerader Achse.

Tausend Kilo für zwei Buchstaben

Das Dach der Stadtkirche. Auf dem Dach stehen vier Figuren. Und das Monogramm mit zwei griechischen Buchstaben.

Wahrzeichen der Kirche ist das Monogramm auf dem Dach. Zu sehen sind die griechischen Buchstaben Chi (X) und Rho (P) – die Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes für Christus. Ihr Gewicht: 1.035 Kilogramm. 

Die Statuen auf dem Säuleneingang – das sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie sind aus Sandstein und fast vier Meter hoch. Jeder Evangelist trägt eine Schriftrolle mit einem Verweis auf ein Kapitel aus seinem Evangelium.

Raumgreifender Blickfang

An der Wand befindet sich ein großes Gemälde. Es reicht vom Boden bis zur Decke und bedeckt von links nach rechts die gesamte Wand. Auf dem Gemälde sind Wolken, Engel, Hirten und Schafe.

In der Kirche fällt der Blick sofort auf das riesige Wandgemälde hinter dem Altar. Darauf zu sehen: die Verkündung der Geburt Christi an die Hirten von Bethlehem. Den oberen Teil malte Johann Dietrich Findorff direkt auf das Gewölbe. Der Hofmaler starb jedoch, bevor er seine Arbeit beenden konnte. Der Rest des Bildes blieb 30 Jahre lang nur eine angedeutete Skizze. Bis Johann Heinrich Suhrlandt es vollendete. Und zwar auf einer vorgezogenen Holzkonstruktion.

Gut versteckt

Fünf Orgelpfeifen. Ein Symbolbild.

Hat die Kirche keine Orgel? Doch, doch! Ein Friese-Orgel, zwei Etagen hoch, mit 30 Registern und 2.000 Pfeifen. Aber: Man kann sie nur hören. Nicht sehen. Die Orgel versteckt sich – zusammen mit Sakristei und Treppen – hinter dem hervorgezogenen Teil des Wandgemäldes.

Schöner Schein

Der Innenraum der Kirche. Links und rechts stehen sechs weiße Säulen. Daneben sind die Fenster. Links und rechts stehen Kirchenbänke. In der Mitte ein Granitsarg. Am Ende des Raumes führen Treppen links und rechts zum Altar. Hinter dem Altar befindet sich das Wandbild. Am Altar stehen Kerzenleuchter und ein Kreuz.

Prunkvoll, so zeigt sich die Kirche ihren Besucherinnen und Besuchern. Doch an manchen Stellen trügt der Schein. Zum Beispiel beim Stuck. Oder den sechs vergoldeten Leuchtern auf dem Altar: Sie sind aus Pappmaché, einem gängigen Werkstoff im 18. Jahrhundert. Überraschungsmoment beim Blick zur Decke: das Kirchengewölbe. Von draußen ist es nicht zu erahnen. 

Gedachte Linien

Eine Empore. Im Erdgeschoss befindet sich eine Loge. Darüber befinden sich noch drei Etagen. Empore ist prunkvoll verziert.

Gegenüber von Wandgemälde und Altar steht die Empore der herzoglichen Familie. Sie saß ganz unten. Darüber nahmen unter anderem die Hofdamen Platz. Ganz oben spielte die Hofkapelle. Sehen Sie die Tür in der Fürstenloge? Der Weg zwischen Empore und Altar, Logentür und Kircheneingang liegt auf einer Linie mit dem Weg zwischen Kirche und Schloss. 

Heiliger Bimbam!

Zwei Backsteintürme. Sie sind über einen Durchgang miteinander verbunden.

Einen Turm hat die Kirche nicht. Glocken aber schon. Sie hängen etwas abseits, in den Türmen des Friedhofportals.