Herbstregen -Aufzeichnungen einer Nicht-Sesshaften
- Tätigkeitsfeld / Art: Literatur für Erwachsene
- Sparte/n: Literatur & Sprache
Die Begegnung auf einem Friedhof wird zum Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Frauen
Wie so oft m Leben ist es der Zufall, der zwei Menschen zusammenführt.
Sie begegnen sich auf einem Friedhof, und es ist wohl gerade dieser Ort, der ihnen die Möglichkeit gibt, diese besondere Beziehung ins Leben zu rufen. Der Ort, an dem sich die Lebendigen und die Toten sehr nahekommen können - der Ort, an dem Antworten auf Fragen 'liegen', die man vielleicht NUR dort finden kann - der Ort an dem die Ewigkeit beginnt...
Eines Abends verschwindet einer der Frauen spurlos.
Eine Plastiktüte gefüllt mit beschriebenen Zettel - Aphorismen, Gedichten, Kurzgeschichten und Träumen - ist alles, was von ihr bleibt.
Leseproben:
Jahre sind vergangen, und die Gefühle von damals wurden mit der Zeit, nach und nach und stetig von den sogenannten Alltäglichkeiten und Existenzbewältigungsmechanismen überschwemmt und verschüttet.
Immer wieder wollte ich mich dem Inhalt der Tüte die hinten im Kleiderschrank stand widmen. Nie fand ich die passende Gelegenheit oder vielleicht wollte ich sie nicht finden.
Doch heute beim Aufräumen hatte ich sie, besagte Plastiktüte dann plötzlich in der Hand. Und diesmal gibt es keinen Aufschub und keine konstruierten Ausflüchte.
Die Gelegenheit ist günstig, ich habe Urlaub. Anstatt mich also auf Reisen in ferne Länder zu begeben, starte ich den Trip zu den Zetteln in der Tüte, zu ihr und vielleicht so auch irgendwo zu mir selbst...
Leseprobe 2:
Die ver-rückte Gesellschaft
Es gab einmal Leute, für die war es ganz normal andere auszunutzen. Das Recht des Einzelnen akzeptierten sie nur so lange, wie es in ihre eigenen Wertvorstellungen passte. Das nannten sie dann Philosophie. Sie waren gute Lehrer, nur die Inhalte ihrer Lehren waren schlecht. Kaum einer bemerkte dies. Mit List und Tücke gaukelten sie den Menschen die Art von Gemütlichkeit und Sicherheit vor, nach der sich alle sehnten. Diese Leute hatten keine Stärke, aber sie hatten die Macht.
Scheinheilig waren sie und perfekte Manipulatoren. Sie waren nicht dumm, nur böse und gierig danach ihre eigenen Lebenselixiere zu vermehren und zu horten wie einen Schatz. Durch ihre gespielte Freundlichkeit vermittelten sie jedem Neuankömmling das Gefühl von Wärme und Wichtigkeit. So viele fielen darauf hinein.
Eines Tages kam jemand zufällig in die Region, in der diese ver-rückte Gesellschaft hauste.
Er beobachtete eine Weile das Treiben und dachte es sei ein Leichtes den Menschen klarzumachen, was da mit ihnen geschehen war. Er wollte ihnen helfen der Unterdrückung und Fremdbestimmung zu entfliehen.
Schnell spürte er, wie sehr der Prozess der Sklaverei in den Menschen verwurzelt war. Sie bezeugten tatsächlich, dass sie sich wohlfühlten. Es fehlte ihnen ja an nichts, außer an Klarheit, Selbstreflexion und dem naturgegebenen Wissen, was gut und richtig war. Sie begannen den Fremden zu beschimpfen, sagten, er solle doch verschwinden wenn es ihm hier nicht passen würde, und merkten dabei nicht, wie ihre Ketten rasselten.
Einige Menschen hörten nicht nur seine Stimme, sondern auch auf seine Worte und begannen ihre Lebensweise zu überdenken. Allerdings waren sie so hin- und hergerissen zwischen dem was sie bis dahin gewohnt waren und den neuen Perspektiven, die ihnen eröffnet wurden, sodass sie nicht mehr wussten, was sie meinten wollen zu sollen oder zu können.
Die Mächtigen ließen den Neuankömmling gewähren.
Sie waren sich ihrer Strategie sicher...
Leseprobe 3:
Ja, ich habe ihn gesehen den ‚Mondaufgang am Meer’, das ‚Hünengrab im Herbst’ ebenso wie die berühmten Kreidefelsen. Ich war die ‚Frau vor der untergehenden Sonne’ und habe am Anker gesessen und nach dem Segelschiff Ausschau gehalten, welches auf ‚Abend an der Ostsee’ zu bestaunen ist.
Die Wurzeln der kahlen Bäume im Teufelsgrund, die sich wie Fangarme von Dämonen aus dem teilweise schon mit Schnee bedeckten Boden hinausstreckten, als wollten sie jeden der in ihre Nähe kommt einfangen und herunterziehen in das Reich der ewigen Finsternis…
Die sich langsam übereinander schiebenden Eisschollen ‚Verlorene Hoffung’ der Titel des Bildes… Als ob Knochen brächen oder Schiffsplanken… Dann plötzlich Stille, bewegungslos das Wasser, die Zeit und ich.
Am Abend, durchgefroren aber glücklich in der kleinen Pension auf Mönchsgut schrieb ich lange Briefe nach Hause, denn wenn man sich viele Tage alleine und in atemberaubenden Landschaften aufhält, dann hat man ein großes Bedürfnis sich mitzuteilen. Ansonsten überfluten de Sinne, was leicht zum Wahnsinn führen kann.
Sprachlosigkeit kann eine Weile lang äußerst heilsam sein. Man muss jedoch aufpassen, einen Augenblick später, wenn man sich in der Einsamkeit nicht mehr wohl fühlt, dann schlägt die Stimmung um. Dann wird man stumm und erstarrt...
Leseprobe 4:
Herbststurm
Lange Schatten zeigen früh schon gegen Ost
Und unaufhaltsam reißen Blätter von den Bäumen
Der Wind der alte Spieler –
Er nimmt sie mit – Er lässt sie tanzen
Bis er sie sanft zu Boden legt
Das Bunt der Wälder
Schnell wandelt es sich grau und braun
Verblasst sind Farben – Sommerlachen
Die Unbeschwertheit – Zu leicht um zu verweilen
Und kaum ist es zu spüren
Deckt erster Schnee Gedanken zu
Erinnerungen wachsen mehr und mehr
An Apfelduft und Erntesegen
Du weißt du wirst den Winter überstehn
Den Schuppen voller Holz geladen
Die Vorratskammern reich gefüllt
Und doch
Das Herz ein bisschen traurig schon
Und ängstlich vor der stillen Dunkelheit
Abschied
Eines Tages werde ich auf einem Felsen sitzen
Es ist Sommer – doch DU spürst ihn nicht mehr
Die Felsenzunge ragt weit hinaus aufs Meer
Und ich werde dasitzen – die Beine gekreuzt und an DICH denken
An DICH die den Sommer nicht mehr spüren kann
Ich werde alleine sein und zum Wind sprechen
Vielleicht zu den Vögeln – den Wellen
Ich werde fragen aber ich bekomme keine Antwort
So werde auch ich damit aufhören – wie DU die den Sommer nicht mehr spürt
Die Sonne wird untergehen
Langsam wird das Glitzern auf der Wasseroberfläche verschwinden
Es wird kühl und still
Zeit zu gehen
Sterne senden Hoffnung
Und doch: Ich friere
DerTagnachdemKrieg
Der Samen am Baum der Erkenntnis – vertrocknet!
Auf jedem Weg Steine der Weisheit – zersprengt!
Am Strand verlaufen sich die Wellen – blutgetränkt!
Willenlos streicht Wind – grau!
Jenseits von Gut
Menschenleiber – Tierseelen
Leblose Schreie der Unfassbarkeit
Pflanzenstümpfe!
Wände aus denen tote Fenster starren
Warten auf den Zerfall
Endlich:
Zeit spielt keine Rolle mehr!!
Landschaftslos verschwendet sich das Farbenspiel des Sonnenaufgangs.
Erde zu Erde – Erde zu Asche
Und niemand der den Duft des Meeres noch preisen kann
Heute ist: Der Tag danach!!
Rauhnächte
In tiefster Nacht
Wenn Traum und Glaube sich vereinen
Der Vollmond gleißend dich erschaudern lässt
Und Winde weinen die Gesänge von nie geliebten Seelen.
Die Schatten spielen an der Wand
Umarmung mit der Finsternis
Bizarr
Ein tête-á-tête des Grauens.
Entsetzen das du nicht entkommst
Dem Höllenschlund – dem aufgetanen.
Die Finsternis nur mühevoll weicht sie dem Licht
Und ängstlich fällt dein Blick zur Uhr.
Bald wird der Tag die Geister zähmen
Doch elf der Rauen stehn noch bevor
Wer weiß ob du sie überlebst, die lange Zeit zum nächsten Jahr.
Dein Herz scheint jetzt schon zu zerreißen
Von Furcht geplagt was bald schon in Erscheinung tritt
Wenn schaurig-wild die nächste Nacht
Dich gnadenlos vom Lager reißt.
Herbstregen - Aufzeichnungen einer Nicht-Sesshaften
Preis: 14,90 €
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ISBN 978-3-945509-84-5