Zwischen Bischofsstuhl und Heimatbewegung

Die Ausstellung präsentiert die Geschichte der Region der Nordwestmecklenburg exemplarisch und ins Besondere die des ehemaligen Bischofssitzes Schönberg/ Meckl.

An der Vorderfront des jetzigen „Volkskundemuseums in Schönberg“ prangt eine Granittafel, die den Aufdruck – Volkskundemuseum des Ratzeburger Landes – trägt. Darüber steht in großen Frakturbuchstaben „Heimatmuseum“. Was ist das Ratzeburger Land und was ist Volkskunde heute? Diese und andere Fragen sollen in einer neuen Dauerausstellung des Museum in Schönberg erörtert werden. Wichtig ist hierbei unbemessen, dass die Rolle des Fürstentums Ratzeburg als Gebiet mit Landesbedeutung herausgestellt...

An der Vorderfront des jetzigen „Volkskundemuseums in Schönberg“ prangt eine Granittafel, die den Aufdruck – Volkskundemuseum des Ratzeburger Landes – trägt. Darüber steht in großen Frakturbuchstaben „Heimatmuseum“. Was ist das Ratzeburger Land und was ist Volkskunde heute? Diese und andere Fragen sollen in einer neuen Dauerausstellung des Museum in Schönberg erörtert werden. Wichtig ist hierbei unbemessen, dass die Rolle des Fürstentums Ratzeburg als Gebiet mit Landesbedeutung herausgestellt werden muss. Eine eigene Zeitung, ein eigenes Gesetzblatt, eine gesonderter Verwaltungsbezirk abseits des Monarchen in Neustrelitz bilden genügend Stoff, um dieses kleine Land in einer eigenen Ausstellung zu würdigen. Denn aus diesem Bewusstsein heraus bildete sich der Altertumsverein für das Fürstentum Ratzeburg und mit ihm das Museum. Nur durch den territorial abgeschlossenen Charakter und die aus verschiedenen Faktoren herrührende Wohlhabenheit konnte eine der wertvollsten volkskundlich-historischen Sammlungen des Landes hervorgebracht werden.
Im ersten Teil der Dauerausstellung soll die Entwicklung des Fürstentums seit der Zeit Heinrich des Löwens, der Gründung des Bistums Ratzeburg in den nachvollziehbaren Grenzen dargestellt werden. Im Zentrum stehen dabei die Objekte, die Schönberg als Bischofssitz darstellen und die Zeit verkörpern können, in der der katholische Glauben noch fest verankert war. Darauf folgen die politischen Umwälzungen der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges in dessen Folge aus dem Stiftsland Ratzeburg das 1648 der mecklenburgische Landesteil Fürstentum Ratzeburg wird. Die Eigenständigkeit dieses Fürstentums soll vor allem an den Gewalten dargestellt werden, so sollen die Herzogen-Portraits und die Gesetzessammlung die Legislative, der Steuereinnahmewagen, die Kontrolluhr und die Uniform die Exekutive und das Gebäude des Drosten mit Amtsgericht die Judikative darstellen.

Das Zentrum dieses Landes war von jeher das Kirchdorf Schönberg mit seiner mächtigen Kirche, dem ansässigem Handwerk und dem Rat aus Bürgern und Bauern. Die Unterstützung des Museums durch das ansässige Handwerk darf hierbei nicht außer Acht gelassen werden. Auch heute lebt das Museum vor allem durch Zugaben der Kommune und der Betriebe in und um Schönberg.
Diese vorangestellten Gründe brachte im Zuge des 18. Jahrhunderts anders als im übrigen Mecklenburg eine Fülle an alltagsgeschichtlich besonders verzierten Sachgütern zum Vorschein, die auf der Grundlage des einsetzenden Sammelns erhalten geblieben sind. Um diesen Umstand noch tiefer erläutern zu können ist vorgesehen, einen Bauernhof in seiner Funktionsweise darzustellen. Dies schließt den Hausbau und seine Besonderheiten im Fürstentum, als auch das auf den Hofstellen vorhandene größere Inventar ein, dessen Eigentümer nicht wie im Domanium der Obereigentümer, sondern der Bauer und seine Familienangehörigen selbst waren. Die Sonderstellung des Schulzenamtes ist hier wichtig, da in Verknüpfung mit der Außenanlage das Vorhandensein von Bauerngerichten erklärt werden kann.
Das Verzieren von Alltagsgegenständen wird in Hochzeitsbräuchen so weit getrieben, dass nicht mehr von einer Benutzung ausgegangen werden kann, daher wird der Bereich der Minnegaben gesondert behandelt. Dicht an diesen Bereich heran reichen die sog. Brautstühle, die jedoch nicht ausschließlich zur Hochzeit verehrt wurden. Der bedeutendste Bereich der Sammlung stellt sich zweifelsfrei in der Trachtensammlung dar, die im Land Mecklenburg-Vorpommern nur im Bereich Mönchgut/ Rügen Konkurrenz findet. Zwei Räume widmen sich diesem volkskundlichen Thema par exellence.
Im Abschluss soll kenntlich gemacht werden, in wie weit ein Zerfall der monarchistischen Gesellschaft – somit auch das Ende der Eigenständigkeit des Fürstentums Ratzeburg- und ein damit einhergegangener Aufschwung in der Rückbesinnung zu einer speziellen Heimatbewegung geführt haben. Das Bewusstsein der Bevölkerung trug hier maßgeblich zu einer Entstehung der Schönberger Sammlung bei. Das damals neue Wissenschaftsfeld der Volkskunde entzündet auch bei örtlichen Protagonisten einen Funken der Begeisterung für alles „Alte“. Dass diese Heimatbewegung unreflektiert in den Wirren des zweiten Weltkrieges und seinen Folgen unterging, wird nicht ganz außer Acht gelassen werden können. Somit stellt sich eine sehr hohe Anforderung an eine neue Dauerausstellung des Volkskundemuseums in Schönberg, dass bei der Größe und Exponiertheit der Sammlung über sehr geringen Platz verfügt.

  • Art der Ausstellung: Dauerausstellung
  • Sparte/n: Geschichte & Heimat, Museum

Volkskundemuseum in Schönberg

Verein zur Erhaltung und zum Betrieb der Schönberger Museen

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Zwischen Bischofsstuhl und Heimatbewegung

Ausstellungsführer durch die Sammlung des Museums in Schönberg.

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Olaf Both


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